Mehr Geld für Sanierung jüdischer Friedhöfe

Der jüdische Friedhof Währing wurde 1784 gegründet und ist mittlerweile stark verfallen.
Die lange verwahrlosten Begräbnisstätten könnten bald renoviert werden. Möglich macht das eine Vereinbarung, die im Gemeinderat beschlossen wird.

Morsche Bäume, wucherndes Unkraut und umgefallene Grabsteine: Der jüdische Friedhof in Währing präsentiert sich Besuchern in einem denkbar traurigen Zustand. Wie viele der rund 60 jüdischen Begräbnisstätten in ganz Österreich ist er dringend sanierungsbedürftig. Nach Jahren der Verwahrlosung könnten jetzt endlich die dafür nötigen Geldmittel fließen.

Der Hintergrund: Für die Sanierung der Friedhöfe hat der Bund 2010 einen Fonds eingerichtet, der mit einer Million Euro pro Jahr befüllt ist. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) muss Eigenmittel in der selben Höhe aufbringen.

Der Haken: Die Bundesgelder werden nur ausbezahlt, wenn sich die jeweilige Standort-Gemeinde verpflichtet, den renovierten Friedhof über die nächsten 20 Jahre zu pflegen. Dazu gehören unter anderem Mäharbeiten oder nötige Baumfällungen.

Österreichweit haben seit 2010 bereits mehrere Gemeinden entsprechende Pflegevereinbarungen abgeschlossen. In Wien konnte man sich darauf bisher nicht einigen.

Rot-grüner Beschluss

Nach zähen Verhandlungen zwischen Stadt und Kultusgemeinde erfolgte jetzt der Durchbruch: In der heutigen Gemeinderatssitzung wollen SPÖ und Grüne eine Pflegevereinbarung für insgesamt fünf jüdische Friedhöfe in Wien absegnen. Für die nächsten 20 Jahre stellt die Stadt Wien der IKG jährlich einen Gesamtbetrag von 860.000 Euro für die Instandhaltung der Friedhöfe zur Verfügung. „Das ist ein wesentlicher Schritt für die Sanierung der Friedhöfe“, sagt die grüne Gemeinderätin Jennifer Kickert. Denn damit sei eben der Antrag auf Bundesmittel möglich.

„Gut Ding braucht Weile“, kommentiert Oskar Deutsch, Präsident der IKG Wien, die Entscheidung im Gemeinderat. Jetzt will man klären, welche Sanierungsprojekte oberste Priorität haben. Vermutlich werden es neben dem Währinger Friedhof die israelitischen Begräbnisstätten am Zentralfriedhof (Tor I und IV) sein.

Die für die spätere Pflege der Friedhöfe ausgezahlten 860.000 Euro sollten auf jeden Fall ausreichen, ist Deutsch überzeugt. Ob man auch mit den Bundesmitteln für die Sanierungen das Auslangen finden werde, werde sich noch zeigen.

Bildergalerie: Der alte Friedhof in der Seegasse

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