Maurer Wald in Liesing: Wo Pferde einen Job haben

Maurer Wald in Liesing: Wo Pferde einen Job haben
Im Maurer Wald ziehen Noriker – so wie früher – gefällte Baumstämme zu den Forststraßen, schweres Gerät kommt nicht zum Einsatz. Ein Besuch vor Ort.

Der Wintermorgen ist eisig, aber die drei Forstarbeiter dampfen. Nicht weiter ungewöhnlich. Es sind Pferde, genauer gesagt Noriker, die gemeinsam mit ihren menschlichen Kollegen ihren Arbeitstag im Maurer Wald bei Liesing beginnen. Ihr Job: die gefällten Baumstämme aus dem Wald ziehen.

Gutmütige Kollegen

Die Kaltblüter sind von ihrem Wesen her perfekt für den Einsatz im Wald geeignet. „Sie haben einen ruhigen Charakter“ beschreibt Holzrücker und Pferdebesitzer Hannes Stippich die gutmütigen Tiere. „Und Nero ist unser Sir“, sagt er über seinen 16-jährigen Fuchswallach. Der wird zwar altersbedingt nicht mehr so oft eingesetzt, ist aber mit seiner Erfahrung und Gelassenheit ein ruhender Pol für seine beiden halb so alten Teamkollegen Tamilo und Olli.

Drei Arbeitspferde im Maurer Wald

Tamilo, Olli und Nero (v.l.n.r.) im Maurer Wald

Der kräftige Olli ist an diesem Morgen besonders ungestüm und legt beim Baumstammziehen den Turbogang ein. „Er muss immer der Erste sein, von mir hat er das nicht“, sagt Stippich und lacht. „Brrt! So ist er brav!“ lobt er, als Olli das Kommando befolgt.

Keine Maschinen

Die Umstrukturierung im Waldbau habe den Einsatz von Pferden notwendig gemacht, erklärt Revierleiter Leopold Fidler. Denn der Maurer Wald soll zum Dauerwald werden, einer besonders strukturreichen, widerstandsfähigen und vitalen Hochwaldform, in der das gesamte Ökosystem ganzheitlich beachtet wird. 

Das Fällen einzelner alter Bäume sorgt dafür, dass auch die nachwachsenden Bäumchen genügend Licht bekommen – und der CO2-neutrale Einsatz von Pferden schont den Boden im Wiener Naherholungsgebiet, wo schweres Gerät Schaden anrichten würde.

„Bis etwa in die 60er-Jahre war der Einsatz von Pferden in der Waldarbeit ganz normal, dann ist das eher in Vergessenheit geraten“, sagt Fidler. „Vor sechs Jahren haben wir wieder damit angefangen.“ Und so arbeitet sich nun das eingespielte Menschen-Pferde-Team durch den Maurer Wald. Jedes Jahr nehmen sie sich ab Oktober eine Fläche von etwa 15 Hektar vor. 

Morgens um 7 Uhr beginnt der Arbeitstag – vorausgesetzt die Pferde wollen. „Wir können und wollen sie nicht zwingen. Das sind keine Maschinen oder Betriebsmittel, es sind unsere Kameraden“, sagt Holzrücker Stippich. Zum Glück wollen sie fast immer. Gegen 15 Uhr geht es für die Pferde zurück in die Stallungen bei der Hermesvilla, im Juni endet das Waldarbeitsjahr.

„Nicht jedes Pferd fühlt sich im Wald wohl, unsere Noriker schon“, sagt Stippich. Das mache die anderen aber nicht zu schlechten Pferden, versichert er. Sie seien nur keine Forstarbeiter.

Kommentare