„Wir kämpfen ums Überleben“

Zwiespältige Zwischenbilanz: Zwar verlieren manche Geschäfte in der Fußgängerzone Kunden, Boutiquen verbuchen aber höhere Umsätze.
Die Gewinner und Verlierer der umstrittenen Neugestaltung.

Kein Weihnachtsfriede auf der Mariahilfer Straße: Während vergangene Woche die Anrainer im 6. Bezirk gegen die neue Linienführung des 13A protestierten, sind heute, Mittwoch, die Gegner der Fußgängerzone selbst an der Reihe. Sie versammeln sich um 15 Uhr am Christian-Broda-Platz. Geht es nach ihnen, soll das rot-grüne Verkehrsprojekt sofort gestoppt werden.

25 Prozent Einbußen

Das wünschen sich auch so manche Geschäftsleute auf der Einkaufsmeile: „Seit es vor unserem Geschäft die Fußgängerzone gibt, haben wir um 25 Prozent weniger Kunden“, sagt etwa Trafikantin Jennifer Hauser. Schuld daran sei der Wegfall des Autoverkehrs. „Viele Kunden sind auf dem Weg zur Arbeit schnell zu uns gekommen. Jetzt fahren sie aber nicht mehr vorbei.“

„Unsere Kunden müssen die Waren jetzt weiß Gott wohin schleppen“, klagt man wiederum in der Druckerei Rokos. Wenig begeistert ist auch Anahita Arian vom gleichnamigen Hotel ein paar Schritte weiter. „Die Fußgängerzone ist schlecht für unser Geschäft.“ Sie berichtet von verärgerten Gästen, die das Navi noch direkt vor das Hotel gelotst hat, obwohl dort seit drei Monaten Fahrverbot gilt. „Auch unsere Garage in der Kirchengasse ist jetzt vom Gürtel sehr mühsam zu erreichen“, sagt Arian. Vonseiten der Behörden wollte man ihr nicht helfen. „Wir haben beim Magistrat und bei der WKO angefragt, ob wir eine Zone zum Entladen der Koffer haben können. Die Behörden meinten aber, das sei nicht notwendig.“

Für Nachrufe auf die Mariahilfer Straße als Geschäftsstraße ist es dennoch zu früh, wie die KURIER-Umfrage zeigt. Denn es gibt auch etliche Geschäftsleute, die von der Neuregelung profitieren.

Wie sich der Umsatz entwickelt, liegt scheinbar an der Branche. Die Boutiquen berichten von einem spürbaren Plus. „November war normalerweise ein schlechter Monat für uns“, erzählt etwa Christoph Hamet, der ein Optik-Geschäft an der Ecke Neubaugasse leitet. „Heuer ist das anders. Ich glaube das liegt daran, dass die Leute jetzt viel lieber hier bummeln gehen. Die Hektik von früher ist weg.“ Ob dieser Trend zur Folge hat, dass sich die Mariahilfer Straße zur Boutiquen-Meile wandelt, sei aber noch nicht abzusehen.

Fest steht, dass es die „Verlierer-Branchen“ schwer haben, die Geschäfte am Laufen zu halten, klagt Hotelbetreiberin Arian: „Wir kämpfen ums Überleben.“

Die Mariahilfer Straße im Wandel der Zeit

Kommentare