Großer Aufmarsch auf der kleinen „Fuzo“
Hauptsache autofrei“, ruft eine Radfahrerin, die im Schritttempo vorbeirollt. Eine Minute, um stehen zu bleiben, hat sie nicht. Zeit ist offenbar kostbar, denn sie kommt nur drei Tage lang in den Genuss, 150 Meter der Mariahilfer Straße ohne Autofahrer zu benutzen. Seit Freitag, 13 Uhr, läuft der Testversuch. Eine „Mini-Fuzo“ zwischen Neubaugasse und Esterhazygasse soll Bewohnern, Flaneuren und Geschäftstreibenden bis Sonntag einen Vorgeschmack auf eine Einkaufsstraße ohne Autoverkehr geben.
Am zweiten Tag des Testversuchs wimmelt es um 14.30 Uhr auf dem Asphalt: Fußgänger tragen Einkaufstaschen, Sonnenbrillenträger flanieren die Fahrbahnmarkierung entlang, Radfahrer machen die ganze Fahrbahn zu ihrer Spur. Hier regiert das Prinzip „shared space“, geteilter Raum, der allen, nur nicht den Autofahrern gehört. „Das ist eine gute Idee, und zwar für die gesamte Mariahilfer Straße“, erklärt Andrea, die sich gerade auf ihren Drahtesel schwingt. Neben ihr lehnt Zeljko, 14, mit seinem Tretroller. „Ich komme einfach schneller voran.“ Mit den stark frequentierten Gehsteigen kann die gesperrte Fahrbahn aber nicht mithalten. Kritiker sucht man an dem sonnigen Nachmittag vergebens. Autofahrer ebenso.
„Jede Anregung wird dem Architektenteam übermittelt“, sagt Daniel Dutkowski, der die Ideenwerkstatt betreut. Vorschläge werden auch online (www.dialog-mariahilferstraße.at) entgegengenommen. Kurz vor 15 Uhr lichtete sich die Mini-Fuzo. Tausende Teilnehmer des Hanfwandertags, die für eine Legalisierung von Cannabis auf die Straße gingen, zogen mit mehreren Lkw vorbei. Kurz darauf eroberten wieder Einkäufer die Straße. Doch welchen Sinn hat die (Mini-)Fuzo am Sonntag? „Das ist nicht nur ein Konsum-, sondern auch ein Wohnraum“, sagt Dutkowski. Weniger Verkehr bedeute mehr Ruhe für die Anrainer. Ob die Mini-Fuzo alle überzeugt? Im Herbst wird darüber endgültig abgestimmt.
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