Margareten: Der Arbeiter- und Hipsterbezirk

Margareten: Der Arbeiter- und Hipsterbezirk
Margareten gehört zu den kleinsten Bezirken, dennoch beherbergt er zwei völlig unterschiedliche Bezirksteile.

Es sind schwierige Wochen, die hinter Thomas Menzl, Manager der Fivers Margareten, liegen. Denn die Corona-Krise setzte auch dem dreifachen österreichischen Handball-Meister arg zu. Erst die monatelange Unterbrechung des Spielbetriebs, dann wurden zuletzt auch noch sechs Spieler positiv auf das Virus getestet.

„Zum Glück gab es trotz der verkürzten Saison kaum Regress-Forderungen von Sponsoren“, erzählt Menzl. Nun geht es aber wieder bergauf: Erst vor wenigen Tagen holte sein Team den Supercup im Finale gegen Hard.

Margareten: Der Arbeiter- und Hipsterbezirk

Thomas Menzl, Manager der Fivers Margareten

Die Fivers, mit ihrer Halle in der Hollgasse beim Margaretengürtel, sorgen dafür, dass der kleine Innenstadt-Bezirk auch über die Grenzen der Stadt bekannt ist. Immerhin trägt der Club sogar den Fünfer im Namen.

Bei den Wienern ist Margareten ohnehin als Wohn- und zunehmend auch als Freizeitgegend sehr beliebt. „Ich wohne zwar an sich in Hietzing, verbringe aber berufsbedingt rund zwei Drittel meiner Zeit im 5. Bezirk“, erzählt Menzel. „Über die Jahre habe ich ihn sehr schätzen gelernt. Er ist sehr vielfältig, ich mag das Multikulti-Flair.“

Zwei Lebenswelten

Tatsächlich haben auf den nur rund zwei Quadratkilometern, die der Bezirk umfasst, zwei völlig unterschiedliche Lebenswelten Platz: Zum einen das Grätzel rund um den Margaretenplatz, der das Zentrum des Bezirks bildet. Hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Fortgehviertel mit stadtweit bekannten Lokalen herausgebildet, das den Vergleich mit hippen Bezirken wie Neubau oder Leopoldstadt nicht zu scheuen braucht.

„Einer meiner Lieblingsplätze ist das Alte Fassl in der Ziegelofengasse“, sagt Menzl. In demselben Haus hat einst mit Falco (Hans Hölzl) wohl der berühmteste Margaretner gewohnt. Daran erinnert auch heute noch ein kleiner Falco-Andachtswinkel im Lokal, das aber vor allem für seine urige Wiener Küche überaus beliebt ist.

Margareten: Der Arbeiter- und Hipsterbezirk

Falco-Gedenkecke im Alten Fassl

Auf der westlichen Seite der Reinprechtsdorfer Straße, die sich wie eine scharfe Trennlinie durch den Bezirk zieht, befindet sich das andere, ursprünglichere Margareten: Eine klassische Arbeitergegend mit zum Teil etwas in die Jahre gekommenen Gründerzeit-Häusern, die streng rechtwinkelige Blocks bilden. Sie ziehen sich hin bis zum Margaretengürtel mit seinen mächtigen historischen Gemeindebauten (zum Beispiel der Reumannhof), der deshalb einst auch als „Ringstraße des Proletariats“ bezeichnet wurde.

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Der Reumannhof

Hippe Lokale und Geschäfte sind im westlichen Teil des Bezirks, der stark migrantisch geprägt ist, noch Mangelware. Das könnte sich mit dem U-Bahn-Ausbau ändern: Ab voraussichtlich 2027 wird die U2 beim Bacherplatz und beim Matzleinsdorfer Platz halt machen.

Nicht zuletzt deshalb ist der Bezirk schon seit längerer Zeit übersät mit Baustellen. Sehr zum Leidwesen auch der Öffi-Benutzer, für die die Suche nach ihrer Busstation manchmal zur Rätselrallye gerät. „Natürlich stört das. Aber immerhin handelt es sich dabei um eine Investition in die Zukunft“, sagt Menzl.

Dicht besiedelt

Mit seinen 55.000 Einwohnern ist Margareten der am dichtesten bevölkerte Bezirk der Stadt (Bevölkerungsdichte: 27.154 Einwohner pro km²). Daraus ergibt sich eines der brennendsten Probleme des Bezirks: Der Mangel an Grünraum. Das führte in der Vergangenheit zu ebenso ungewöhnlichen wie umstrittenen Projekten.

Für Diskussionen sorgte die im Jahr 2015 eröffnete Wiental-Terrasse bei der Pilgramgasse, die wegen Baumängel auch von Stadtrechnungshof kritisiert wurde.

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Die umstrittene Wiental-Terrasse

Für mehr Lebensqualität im Bezirk soll nun auch in Margareten eine Begegnungszone sorgen. Und zwar in der Reinprechtsdorfer Straße, (Höhe Siebenbrunnenplatz) die eine Aufwertung durchaus vertragen könnte. Erste Planungen starteten bereits im Jahr 2014, die Umsetzung schreitet seitdem allerdings nur eher schleppend voran.

Im kommenden Jahr könnte aber der erste Bauabschnitt in Angriff genommen werden, hieß es zuletzt.

Auf den Hund gekommen
Viele fragen sich, wie der Bezirksteil Hundsturm zu seinem Namen gekommen ist. Er geht möglicherweise auf ein Rüdenhaus zurück, wo einst Jagdhunde untergebracht  waren.  Er könnte aber auch  mit der ehemaligen „Hundsmühle“ zusammenhängen, die 1408 erstmals urkundlich belegt ist

Persönlichkeiten
Neben Pop-Ikone Falco stammt auch einer der bedeutendsten Politiker der Zweiten Republik aus Margareten: SPÖ-Langzeitkanzler Bruno Kreisky wurde 1911 in der Schönbrunner Straße 122 geboren.  In der Rechten Wienzeile 93 wurde 1880 ein gewisser Johann Julier geboren. Unter seinem Künstlernamen Hans Moser wurde er eine Schauspieler-Legende

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