Mankers Auftritt im Justizpalast: Urteil zum Teil bestätigt
Er zählt zu den großen Theatermachern des Landes, seine Alma-Produktionen wurden vom Publikum gestürmt, egal, wo in der Welt Paulus Manker diese inszeniert hat.
Ebenso sorgte das Monumentalwerk "Die letzten Tage der Menschheit" für Aufsehen. Aber Manker hinterließ immer wieder auch verbrannte Erde. Und immer wieder wurden die Gerichtssäle seine Bühne.
Bühne im Justizpalast
Am Donnerstag ist es der Justizpalast in Wien, in dem Manker auftritt. Auftreten muss. Die Berufungsverhandlung für sein Strafverfahren wegen Beleidigung und übler Nachrede im Zuge von Veranstaltungen im Südbahnhotel am Semmering (NÖ) ist im Saal E anberaumt.
Das historische Südbahnhotel am Semmering in Österreich.
Manker wartet vorerst alleine auf der Bank vor dem Saal im 2. Stock. Schwarzer Mantel, schwarze Haube, roter Schal, wie fast immer.
Die Haube nimmt er später ab, kurz vor Prozessbeginn kommt seine Frau, um ihm beizustehen. Schließlich soll sie später eine wichtige Rolle bekommen.
Als zur Sache aufgerufen wird, geht Manker auf den Privatkläger Christian Zeller zu, fragt ihn provokant: "Wann eröffnet das Südbahnhotel? Ich bin gar nicht eingeladen.“
Das Urteil in erster Instanz
Die Richterin lässt dann erst das Urteil der ersten Instanz verlesen - Manker wurde strafrechtlich zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er Zeller als "geldgierige Kanaille", Intrigant, der ihn sabotieren würde, "paranoider Psychopath" und in der Hauptverhandlung vor Gericht als "eine Kulturschwuchtel" bezeichnet hat.
Manker übernimmt Regie
Dann versucht der Theatermacher, die Regie im Gerichtssaal zu übernehmen. Bei seinem Auftritt rezitiert Manker aus einer mitgebrachten Erklärung. "Der Richter hat sämtliche Zeugen ausgeschlossen, die zu meiner Entlastung beigetragen hätten."
Und er kritisiert die Vorsitzführung des Richters in der ersten Instanz, der ihm als unvertretenem juristischen Laien nicht entsprechend beigestanden sei.
Keine Nichtigkeitsbeschwerde
Die Richterin versucht, Manker mit Verweis auf die Strafprozessordnung zu erklären, dass es sich dabei um Nichtigkeitsgründe handle, die er bei der Berufung nicht angeführt habe und deshalb nicht mehr geltend gemacht werden können.
Dennoch lässt sie dann zu, dass Manker eine ganze Reihe an Zeugen beantragt. Denn er ist überzeugt: "Wären meine Zeugen gehört worden, wäre es nicht zu der Verurteilung gekommen."
Zeugen für "Wahrheitsbeweis"
Manker bekräftig zuvor noch seine Aussagen, für die er verurteilt wurde und versichert, den Wahrheitsbeweis erbringen zu können.
Christian Zeller im Justizpalast: "Ich war vor Manker gewarnt. Es ist ein Wahnsinn, was man sich da alles anhören muss."
Denn Zeller sei "ein Scharlatan", die versprochene Eröffnung des Südbahnhotels lasse immer noch auf sich warten.
Ehefrau als Hauptzeugin genannt
Dass Zeller ein "Psychopath" sei, solle etwa seine Frau belegen: "Sie ist die wichtigste Zeugin für die Behauptung, Zeller habe Alma gezielt boykottiert und behindert und sei ein Psychopath, wobei ihm das noch schmeichle."
Hermann Dikowitsch, Chef der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich, könne mit seinen Aussagen belegen, dass Zeller eine „geldgierige Kanaille“ sei, weil er "einen Großteil der Förderungen des Landes für sich behalten" habe.
Richterin zusehends genervt
Als Manker zwischendurch das Wort "Scharlatan" im Zusammenhang mit Zeller erklären will ("Ich habe diese Bezeichnung gewählt, um ihn zu charakterisieren") fällt ihm die Richterin ins Wort und mahnt kurze Ausführungen ein.
Jedenfalls will Manker Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Sponsoringabteilungen von Volksoper, Staatsoper und Burgtheater als Zeugen gehört wissen, um diese Bezeichnung zu untermauern.
Bürgermeister und Polizist als Zeugen beantragt
Auch der Bürgermeister von Semmering, ein Polizist und Mitglieder des "Schlägertrupps" von Zeller, der eine Aufführung gestört habe, beantragt Manker als Zeugen.
Der Anwalt Zellers spricht sich gegen die Anträge aus, dann ziehen sich die drei Richterinnen zur Beratung zurück.
Paulus Manker wartet mit seiner Frau auf die Entscheidung.
Manker nimmt unterdessen im Zuhörerraum bei seiner Frau Platz. Händchenhaltend warten sie gespannt auf das Finale dieses doch tragisch anmutenden Stücks.
Gericht: "Psychopath vielleicht ein Werturteil"
Nach überraschend langer Beratung verkündet eine Richterin des Senats, dass einige Anträge nach Zeugen als irrelevant abzulehen sind.
Allerdings sieht die Richterin beim Vorwurf Mankers, Zeller sei ein "Psychopath", ein "möglicherweise zulässiges Werturteil", das Verfahren in erster Instanz sein in diesem Punkt "ein bisschen unvollständig geblieben".
Mankers Frau und ein Mitarbeiter müssen nun bei der neuerlichen Verhandlung in zwei Punkten in erster Instanz als Zeugen gehört werden.
Erste Instanz in drei Punkten bestätigt
Fix ist aber, dass Manker nun auch in zweiter Instanz wegen Beleidigung und übler Nachrede in drei Punkten strafrechtlich verurteilt ist.
"Geldgierige Kanaille ist eine Beleidigung", Intrigant und "Kulturschwuchtel" auch, da sei keine weitere juristische Klärung nötig, haben die Richterinnen befunden.
Zeller nach Entscheidung "sprachlos"
Der Südbahnhotel-Besitzer Christian Zeller zeigte sich nach der Entscheidung einerseits zufrieden, dass das Urteil zum Teil bestätigt wurde. Sprachlose mache ihn aber, dass "das Gericht nachdenkt, ob ich ein Psychopath sein könnte." Für Zeller ist diese Bezeichnung "eine Beleidigung, die auf ein Krankheitsbild abzielt und der Herabsetzung meiner Person dient."
Ein Strafverfahren läuft aktuell noch gegen Paulus Manker. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen betrügerischer Krida und Untreue gegen den Schauspieler.
Laut einer Sachverhaltsdarstellung, die dem KURIER vorliegt, soll Manker rund 363.000 Euro veruntreut haben. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft zum KURIER.
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