Wien: Mädchen (6) rettet sich und Mutter mit SOS-Handzeichen
Internationales Hilfzeichen für Gewaltbetroffene (Symbolbild)
Als Beamte des Stadtpolizeikommandos Fünfhaus gegen 19.30 Uhr am Sonntag zu einem Verkehrsunfall am Neubaugürtel in der Nähe eines Einkaufszentrums gerufen wurden, ahnten sie noch nicht, wie sich dieser Einsatz entwickeln sollte.
Ein 39-jähriger Iraker konnte nach dem Unfall keinen Führerschein vorweisen, die Polizei fand bei näherer Kontrolle eine verängstigte Frau und zwei kleine Kinder auf der Rückbank des Autos. Ein sechsjähriges Mädchen zeigte den Beamten das SOS-Handzeichen, wodurch es selbst, sein Geschwisterchen und die Mutter gerettet werden konnten.
Unfall als Auslöser
Aufgekommen ist der Fall zunächst durch einen Verkehrsunfall. Gegen 19.30 Uhr fuhr ein Pkw einem anderen Fahrzeug auf, durch den Zusammenprall entstand ein Sachschaden an den Autos. "Bei Unfällen mit Sachschäden muss grundsätzlich nicht die Polizei gerufen werden. Dem anderen Fahrzeuglenker fiel aber das seltsame Verhalten seines Gegenüber auf und er alarmierte den Polizeinotruf", sagte Polizeisprecherin Julia Schick.
Zudem konnte der 39-jährige Iraker zunächst keinen Führerschein vorzeigen. Als die Polizisten eintrafen, erhärtete sich der Verdacht: Der 39-jährige Iraker besaß keinen gültigen Führerschein. Auch den Beamten fiel das unruhige Verhalten des Mannes auf.
Ex-Frau und Kinder auf der Rückbank
Während die Beamten den Sachverhalt dokumentierten, bemerkten sie, dass noch weitere Personen in dem Fahrzeug saßen. Als der Polizist die hintere Fahrzeugtüre öffnete, saßen eine 34-Jährige - seine Ex-Frau - und ihre zwei Kleinkinder auf der Rückbank. Dabei handelt es sich um ein sechsjähriges Mädchen und einen Säugling.
"Die Beamten erkundigten sich, ob es den Insassen auch gut gehen würde, da zeigte das sechsjähriges Mädchen dem Polizisten das SOS-Handzeichen", schilderte Schick. Da fasste sich auch die Mutter ein Herz und bat die Beamten unter Tränen um Hilfe.
Die 34-Jährige gab an, gerade entführt worden zu sein, außerdem sei der Mann bewaffnet. Die Beamten nahmen den Tatverdächtigen daraufhin sofort zur Seite.
Frau mit Messer bedroht
Wie sich dann herausstellte, dürfte der Mann der Frau an diesem Abend in einem anderen Bezirk auf offener Straße aufgelauert haben. "Der Verdächtige soll die Frau zuvor auch mit einem spitzen Gegenstand, wahrscheinlich mit einem Messer, bedroht haben und sie und die Kinder genötigt haben, ins Auto zu steigen", berichtete Schick. Auch der Kinderwagen wurde mitgenommen.
Die Einvernahme des 39-Jährigen fand am Montag statt. "Der Mann sagte aus, dass er seine Ex-Frau nicht gezwungen hätte, ins Auto zu steigen. Außerdem hätte er eh gleich wieder zurück in die Wohnung fahren wollen", so die Polizeisprecherin.
Messer im Kinderwagen
Wohin sich der Mann mit seiner Ex-Frau und den Kindern absetzen wollte, steht nicht fest. "Wir wissen nur, dass er etwa eine Stunde mit der Frau und den Kindern im Auto herumgefahren ist", sagte Schick. Im Zuge der Durchsuchung konnten schließlich drei Messer im Fahrzeug, sowie eines im Kinderwagen vorgefunden werden. Der 39-Jährige wurde über Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in eine Justizanstalt gebracht.
Die 34-Jährige hatte bereits vor einiger Zeit eine einstweilige Verfügung gegen ihren Ex-Mann erwirkt. Es ging dabei um Gewaltdelikte.
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