Gedenkakt am Zentralfriedhof: Spiegelgrund-Opfer beigesetzt
Vizekanzler Andreas Babler und Innenminister Gerhard Karner am Wiener Zentralfriedhof
Zusammenfassung
- Sterbliche Überreste von Spiegelgrund-Opfern wurden am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt, nachdem sie in wissenschaftlichen Sammlungen entdeckt wurden.
- Die Gedenkveranstaltung erinnerte an die rund 800 Kinder und Jugendlichen, die zwischen 1940 und 1945 in der NS-Jugendfürsorgeanstalt Spiegelgrund ermordet wurden.
- Die Beisetzung gilt als weiterer Schritt in der historischen Aufarbeitung und dem Gedenken an die Opfer dieses NS-Verbrechens.
Am Wiener Zentralfriedhof sind sterbliche Überreste von Spiegelgrund-Opfern, die bei Bestandsaufnahmen an der Medizinischen Universität Wien und im Naturhistorischen Museum entdeckt wurden, beigesetzt worden.
Aus diesem Anlass fand am Montag eine Gedenkveranstaltung mit Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sowie Angehörigen eines Opfers statt. An der sogenannten Jugendfürsorgeanstalt Spiegelgrund wurden in der NS-Zeit hunderte Kinder ermordet.
Die Beisetzung stelle "einen weiteren Schritt in der historischen Aufarbeitung eines der dunkelsten Kapitel der österreichischen Zeitgeschichte dar", erklärte das Innenministerium in einer Aussendung.
Kinder und Jugendliche ermordet
Die Schicksale der rund 800 Kinder und Jugendlichen, die zwischen 1940 und 1945 in der Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof" ermordet wurden, seien viel zu lange anonym geblieben, meinte der für die Kriegs- und Opfergräber zuständige Innenminister Karner.
"Was am Spiegelgrund passiert ist, ist für uns unvorstellbar und dennoch geschehen. Es ist unsere Pflicht an die Gräuel zu erinnern und den Opfern zu gedenken", erklärte Babler, dessen Ministerium die Forschungsarbeit zur Identifikation einiger der beigesetzten Opfer veranlasste.
Die symbolische Gedenkveranstaltung fand drei Tage nach der eigentlichen Beisetzung der sterblichen Überreste statt, diese erfolgte im kleinsten Kreis.
Hunderte Opfer begraben
Die Leichen der in der sogenannten Jugendfürsorgeanstalt "Spiegelgrund" ermordeten geistig oder körperlich behinderten Kinder wurden von den Nationalsozialisten unter anderem zur medizinischen Forschung bereitgestellt. Aus diesem Grund wurden bei Bestandsaufnahmen der Medizinischen Universität Wien und im Naturhistorischen Museum Restbestände von alten Präparaten gefunden. Die Überreste konnten alle bereits bekannten und beigesetzten Opfern zugeordnet werden. Bereits 2002 und 2012 waren Opfer am Zentralfriedhof beigesetzt worden. Insgesamt 789 Kinder sind dort begraben.
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