Melk wird Schauplatz des Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes

Die "Wand der Namen" erinnert in der Melker Gedenkstätte an die fast 4.900 Opfer in der KZ-Außenstelle 
Zahlreiche Veranstaltungen erinnern im heurigen Jahr an das Konzentrationslager der Nazis in der Birago-Kaserne.

Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs bauten die Nazis in Melk eines der größten Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen auf. Vor 80 Jahren endete der vernichtende Krieg und auch die KZ wurden aufgelöst. Im heurigen Gedenkjahr 2025 wird deshalb in Melk ein facettenreiches Jahresprogramm stattfinden. Es wird Ausstellungen, Buchpräsentationen, eine Gedenkfeier und ein einzigartiges Musikevent geben.

Besucher aus aller Welt

Im vergangenen Jahrzehnt ist es bereits zu vielen erfolgreichen Aktivitäten rund um die am Gelände der Melker Birago-Kaserne eingerichtete KZ-Gedenkstätte gekommen. Im KZ am Kasernengelände haben die Nazis 14.400 Zwangsarbeiter geknechtet. Rund ein Drittel von ihnen kamen um. Der Melker Verein „MERKwürdig“, das Mauthausen Memorial und die Kasernen-Führung ziehen an einem Strang und erweitern heuer das Gedenkprogramm, das schon bisher Besucher aus aller Welt anzog.

„Das Melk Memorial ist österreichweit einzigartig, weil es sich neben und auf dem Kasernengelände befindet“, schildert Barbara Glück, die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Weiters sei die Zusammenarbeit bei den Projekten zwischen dem Verein und der Gedenkzentrale in Mauthausen im Österreich-Vergleich einmalig, versichern Glück und MERKwürdig-Obmann Alexander Hauer.

Die Melker Hauptschauplätze sind das ehemalige Krematorium mit Gedenkräumen und der Wand mit den Namen der KZ-Opfer sowie das Objekt 10. In diesem Kasernengebäude, in dem Gefangene untergebracht waren, steht eine 1.000 Quadratmeter große Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche zur Verfügung. Dort ist eine Dauerausstellung zum Geschehen von damals untergebracht.

Melk wird Schauplatz des Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes

Akteure von MERKwürdig, Mauthausen Memorial und des Bundesheeres.

Kasernen-Wache

Für Besucher, bei denen es sich oft um Nachkommen aus der zweiten und dritten Generation der hier Ermordeten handelt, hat die Gedenkstätte Melk etliche Besonderheiten parat. So werden nicht nur Themenrundgänge und geführte Touren mit Guides, sondern auch individuelle Besuche ermöglicht. Bei der rund um die Uhr besetzten Torwache der Melker Pionierkaserne können Gäste einen Schlüssel für den Zugang zum Gedenkgelände entlehnen. „Das funktioniert absolut problemlos, es hat noch nie Vorfälle gegeben“, berichtet Kasernenkommandant Michael Fuchs

Informationstexte

Orientierung hole sich der individuelle Besucher seit dem Herbst des Vorjahres mithilfe eines per QR-Code aufs Handy geladenen Informationstextes in deutscher, englischer oder französischer Sprache, schildert der wissenschaftliche Leiter Christian Rabl stolz. Neben einer steigenden Zahl bei Schulgruppen – 2024 waren es 130 – steigt das internationale Besucherinteresse. Auch Gäste der Donauschifffahrt, vor allem auch Reisende aus Israel, werden mehr.

Sogar über Weihnachten und Neujahr zeugten brennende Kerzen und frische Blumen von fortwährenden Besuchen in der Gedenkstätte, erzählt Hauer.

Gedenktafeln

Noch immer kommen auch Nachfahren von Ermordeten, um Gedenktafeln im Melker Memorial anzubringen. Zuletzt wurde etwa eine Erinnerungstafel für einen ermordeten Griechen von der Insel Kreta angebracht. „Diese Tafeln sind für viele Nachfahren der Ersatz für die fehlenden Gräber, wo man sich sonst an seine Lieben erinnern kann“ , sagt Barbara Glück.

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