Lugner City will Apotheke beherbergen

Lugner City will Apotheke beherbergen
Ärzte und Unternehmer fordern die weitere Liberalisierung des Marktes.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge beobachtet Richard Lugner die aktuelle Liberalisierung am Wiener Apothekenmarkt. Wie berichtet, dürfen die Apotheken in der Bundeshauptstadt ab März unter der Woche und am Samstag länger offen halten. Für den Unternehmer aber nur der erste Schritt in die richtige Richtung.

Lugner City will Apotheke beherbergen
Seit Jahren kämpft er darum, in seinem Einkaufszentrum im 15. Bezirk eine Apotheke beherbergen zu dürfen. Bisher ohne Erfolg. Denn das Apothekengesetz schreibt vor, dass im Umkreis von 500 Metern einer bestehenden keine neue Apotheke aufsperren darf. Rund um die Lugner City gibt es bereits sechs. „Umfragen zeigen immer wieder, wie sehr sich unsere Kunden eine Apotheke im Einkaufszentrum wünschen“, sagt Lugner. „Das ist ja auch ganz klar: Sie wollen ihre Medikamente dort besorgen, wo sie auch ihre restlichen Einkäufe machen. Doch derzeit müssen sie dafür in eine Seitengasse fahren, wo sie nicht einmal einen Parkplatz bekommen.“

Bei der Apothekerkammer versteht man Lugners Unmut, schließlich verfügen mittlerweile fast alle Einkaufszentren über eine Apotheke. „Wir arbeiten an einer Lösung – etwa dass eine bestehende Apotheke in die Lugner City übersiedelt“, sagt Vorstandsmitglied Heinz Kadlez.

Markt-Konzentration

Dass grundsätzlich jeder Betreiber an einem beliebigen Standort seine Apotheke aufmachen darf, sei aber in absehbarer Zeit nicht geplant– und auch nicht wünschenswert. „Wohin das führt, zeigt das Beispiel Deutschland: Dort konzentrieren sich die Apotheken in den Ballungsräumen, während es in den Randgebieten schlecht aussieht. Wir in Österreich haben hingegen eine flächendeckende Versorgung.“

Die derzeit geltenden Einschränkungen sind jedoch auch der Ärztekammer ein Dorn im Auge: „Ich sehe keinen Grund, warum man diesen geschützten Bereich nicht liberaler gestalten soll. Das ist einfach der Zug der Zeit“, sagt Vizepräsident Karl Forstner.

Konkret geht es den Ärzten vor allem um die lukrative Abgabe von Arzneien in ländlichen Arztpraxen: Wenn eine Apotheke eröffnet, müssen Hausapotheken im Gemeindegebiet im Umkreis von vier Kilometern innerhalb von drei Jahren geschlossen werden. „Für die Patienten wird es schwerer, ihre Arzneien zu besorgen“, sagt Forstner. In den vergangenen zehn Jahren sei auch wegen dieser Regelung die Zahl der Hausapotheken von 983 auf unter 900 gesunken.

„Es wird so getan, als ob die Menschen am Land keine Medikamente bekommen würden“, kontert Hans Tesar von der burgenländischen Apothekerkammer. In Härtefällen würden viele Apotheken hingegen sogar freiwillig Zustelldienste anbieten. Lieber sollten sich die Ärzte ihre eigenen geschützten Bereiche – etwa bei den Planstellen – ansehen. Und überhaupt: „Wer hat denn Apotheker gelernt? Wir oder die Ärzte?“

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