Ludwig will Vergabe von städtischen Inseraten neu ordnen

Ludwig will Vergabe von  städtischen Inseraten neu ordnen
Bürgermeister reagiert auf Kritik des Boulevards am umstrittenen Vergleich zu Zeitungsboxen.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) will in den nächsten Wochen die Vergabe von Inseraten an Zeitungen durch die Stadt Wien völlig umkrempeln. Gemeinsam mit Experten soll in den nächsten Wochen ein „sehr transparentes Konzept“ entwickelt werden – mit dem Ziel, die Stadtbewohner zu informieren, aber auch die journalistische Qualität sicherzustellen. Die neuen Richtlinien sollen bereits Anfang 2019 in Kraft treten.

Ludwigs überraschende Ankündigung hat einen pikanten Hintergrund: Zuletzt musste der Bürgermeister ungewohnt scharfe Kritik von Kronen Zeitung und dem Gratisblatt Heute einstecken, die bisher sehr wohlwollend mit Ludwig umgegangen waren. Auslöser war der Vergleich zwischen den Wiener Linien und der Mediengruppe Österreich nach einem jahrelangen Streit um die Aufstellung von Entnahmeboxen im Bereich der U-Bahn-Stationen. Wie berichtet, hatte sich Österreich dabei gegenüber dem Konkurrenten Heute benachteiligt gefühlt.

Nach Bekanntwerden des Vergleichs hatten Krone und Heute Ludwig vorgeworfen, zugunsten von Österreich interveniert zu haben. Auch von finanziellen Zugeständnissen in Millionenhöhe war die Rede.

Scharfes Dementi

Ludwig bestritt dies am Donnerstag vehement: „Ich möchte mir nicht unterstellen lassen, dass ich mit irgendwelchen Medien Geheimverhandlungen führe. Ich bin befremdet darüber, dass der Versuch unternommen wurde, mich in diese Angelegenheit hineinzuziehen.“ Und der Bürgermeister: „Ich bin auf Druck nicht anfällig.“

Damit nicht genug: Es sei zum Teil erstaunlich, wie Medien in Wien mit der Stadt umgingen, so Ludwig. Ein derart „aggressives Verhalten“ gebe es in keinem anderen Bundesland. Manche hätten offenbar das Gefühl, zu wenig vom Inseraten-Kuchen zu bekommen.

Wie die neuen Spielregeln für die Inseratenvergabe aussehen werden, ließ Ludwig am Donnerstag noch im Vagen. Er deutete aber an, dass nun vieles zur Disposition stünde – auch etwa die Entnahmeboxen

für Gratiszeitungen in den U-Bahn-Stationen.

Das Inseratenbudget soll zumindest nach derzeitigem Stand der Dinge nicht angetastet werden: „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir bei der Höhe bleiben, wenn es gute Argumente gibt.“ Der Bürgermeister betont, dass auch untersucht werden soll, wie die Inserate bei den Bürgern ankommen – also ob sie ihren Zweck, über Serviceangebote und Leistungen der Stadt zu informieren, erfüllen.

Neue Spielregeln in der Informationspolitik

Hohe Ausgaben der Stadt

Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt die Stadt Wien mit Abstand am meisten Geld für Inserate aus. Allein im ersten Quartal 2018 waren es rund 3,2 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum 2017 waren es sogar 4,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: In Oberösterreich, das auf Platz zwei rangiert, waren es lediglichrund 706.000 Euro. Unter den Printmedien profitieren Krone, Österreich und Heute am meisten von den Inseratengeldern.

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