Ludwig entdeckt die Heimat, Häupl sucht das Weite

Stilecht lässt Häupl seinen Amtssitz im Rathaus hinter sich
Die Wiener SPÖ startet ihre erste große Plakatkampagne mit dem neuen Vorsitzenden.

Am Dienstag absolvierte Michael Ludwig seinen ersten Auftritt bei den Mai-Feierlichkeiten als Wiener SPÖ-Chef. Jetzt startet die erste Plakatkampagne mit dem Konterfei des neuen Vorsitzenden. Unter dem Motto „Wien ist, was wir daraus machen“, skizziert die Landespartei vier Themenschwerpunkte, die für Ludwig Priorität haben: Darunter befindet sich auch das Thema „Heimat“ – ein Begriff, dessen Verwendung in der politischen Werbung zuletzt immer wieder für Kontroversen sorgte. Über Jahre hinweg hatte die FPÖ darauf quasi ein Monopol, ehe selbst der frühere Grünen-Chef Alexander van der Bellen ihn im Präsidentschaftswahlkampf für seine Kampagne entdeckte.

Die SPÖ tat sich mit diesem Begriff lange schwer, wird er doch vor allem in linken Parteikreisen mit Nationalismus gleichgesetzt. Jetzt will sie ihn positiv umdeuten. Heimat sei dort, wo man sich nicht erklären muss, lautet Ludwigs Definition. Ziel der Politik sei es, so ein SPÖ-Sprecher, dafür zu sorgen, dass sich die Wiener in ihrer Stadt weiterhin wohl fühlen. Dabei spiele neben aller Weltoffenheit auch das Thema Sicherheit eine Rolle.

„Digital“ steht für das Vorhaben des designierten Bürgermeisters, aus Wien die europäische Hauptstadt der Digitalisierung zu machen. „Chancen“ steht wiederum für den Anspruch der Wiener SPÖ, dass jeder Mensch in der Stadt dieselben Chancen haben soll. „Wachstum“ für eine aktive Arbeitsmarktpolitik und eine enge Kooperation mit der Wirtschaft.

Dabei kann es kein Nachteil sein, dass Ludwig eine überaus gute Gesprächsbasis zu Wiens Wirtschaftskammer-Präsidenten Walter Ruck haben soll. Er überreichte Ludwig Mittwochabend die Merkur-Statue für den besten Absolventen der privaten HAK Hamerlingplatz. Jährlich zeichnet die Vienna Business School mit ihren sechs Standorten beste Projekte, Schüler/innen und Lehrkräfte und AbsolventInnen aus.

Eine etwas exquisitere Auszeichnung erhielt am Mittwoch Döblings Langzeit-Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP). Bürgermeister Michael Häupl überreichte ihm das Große Goldene Ehrenzeichen. Tiller, der im kommenden Jahr 80 wird, ist bereits seit 1978 im Amt. Seitdem habe er nicht weniger als 15.000 Besuche anlässlich von Geburtstagen und Hochzeitsjubiläen absolviert, hob Häupl beeindruckt hervor. Danach stand für den scheidenden Bürgermeister ein weiterer launiger Termin an. Für Dreharbeiten für eine ORF-Doku setzte er sich ans Steuer eines – selbstverständlich roten – Käfer-Cabrios.

Josef Gebhard

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