Lorenz-Böhler-Unfallspital: Schockraum am Wochenende gesperrt
Aufruhr herrscht derzeit im traditionsreichen Lorenz-Böhler-Unfallspital in der Brigittenau. Wegen der angespannten Finanzlage des Trägers AUVA – allein im Vorjahr fuhr sie 44 Millionen Euro Verlust ein – werden die dortigen medizinischen Leistungen massiv zurückgefahren.
Schon seit Anfang April ist der Schockraum, in dem schwerst verletzte Unfallopfer stabilisiert werden, an den Wochenenden gesperrt, ab 1. Juni wird diese Sperre bis Dienstagfrüh ausgeweitet. Während dieses Zeitraumes hat das UKH Meidling, das ebenfalls zur AUVA gehört, die Versorgung der Schwerverletzten zu übernehmen.
Das geht aus internen Papieren hervor, die dem KURIER vorliegen. Darin wird auf die Ärzte massiver Druck ausgeübt: "Die Annahme von Schockräumen über das rote Telefon an Wochenenden trotz der bereits gültigen Dienstanweisung kann schlimmstenfalls dienstrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen", heißt es darin.
Mit der Maßnahme verfolgt die AUVA folgenden Plan: Die Akutversorgung wird in Meidling konzentriert, im Böhler-Spital soll ein Schwerpunkt für rekonstruktive Medizin entstehen.
"Kaltstellung"
Die dortigen Ärzte sind empört: "Hier wird eine scheibchenweise Kaltstellung unseres Spitals geplant", sagt Unfallchirurg und Ärztekammer-Funktionär Heinz Brenner. Er befürchtet weitere Einschnitte: Durch die Reduktion von Diensträdern sei der Operationsbetrieb in der Nacht und an den Wochenenden gefährdet.
Schon jetzt sei es oft schwierig, Unfallpatienten in den Wiener Spitälern unterzubringen, kritisiert der Arzt. Das zeige ein erst wenige Tage altes Beispiel: Auf der telefonischen Suche nach einen Platz für einen Patienten mit einer schweren Handverletzung bekam eine Kollegin gleich an drei Spitälern eine Absage, ehe dann im Lorenz-Böhler-Spital eine unfallchirurgische Begutachtung möglich war.
Fehlendes Konzept
Scharfe Kritik an der Vorgehensweise der AUVA kommt auch von Wiens Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres: "Das Böhler ist eines der besten Unfallspitäler. Es mach wenig Sinn, es kaputtzusparen", sagt er zum KURIER. Laut Szekeres sei die Unfall-Versorgung in Wien seit Jahren ein schwelendes Problem. "Es braucht ein Wien-weites Unfallkonzept und ein Agreement zwischen Stadt und der AUVA."
Bei der AUVA versteht man die Aufregung nicht: Durch die Schwerpunktsetzung werde die Versorgung verbessert, beide Standorte würden erhalten bleiben.
Gelassen gibt man sich auch im Büro von Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ): "Die Maßnahme wurde mit dem Krankenanstaltenverbund abgesprochen. Wien-weit stehen ausreichend Schockraum-Kapazitäten zur Verfügung", sagt ein Sprecher.
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