Ehemaliger ÖBB-Lokführer unter Missbrauchsverdacht: 13 Opfer sind bekannt

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Ein Lokführer soll sich an minderjährigen, teils noch unmündigen Buben vergangen haben. 13 Opfer haben sich bereits bei der Polizei gemeldet.

Die Vorwürfe gegen den ehemaligen ÖBB-Lokführer wiegen schwer: Der Mann soll sich im Zeitraum zwischen 2003 und 2021 an mehreren jungen Buben vergangen haben. „Bislang sind 13 Opfer bekannt. Einvernahmen stehen noch aus“, sagte Polizeisprecherin Anna Gutt auf KURIER-Anfrage.

Da weitere Taten nicht ausgeschlossen werden können, startete die Exekutive am Wochenende einen Opferaufruf. Seither hätten sich keine weiteren Opfer mehr gemeldet, betonte die Sprecherin weiter.

„Kein Grund zur Scham“

„Es besteht kein Grund zur Scham“, appellierte die Polizei an Betroffene bzw. das Umfeld von möglichen Betroffenen. Auf Wunsch würden Informationen vertraulich behandelt. Hinweise sind an die Wiener Rufnummer 01/31310 erbeten. 

Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen den ehemaligen Lokführer, der auch mehrere Jahre in dem Eisenbahnmuseum Strasshof an der Nordbahn im Bezirk Gänserndorf in Niederösterreich gearbeitet hat. 

Dort soll der Mann in Kontakt zu Burschen getreten sein, die sich für Eisenbahnen begeistern. Im Museum sollen auch einige der Übergriffe stattgefunden gefunden haben, andere außerhalb. Wo genau, gibt die Polizei nicht bekannt. „Zu den näheren Details der Ermittlungen können wir derzeit keine Auskunft geben“, erklärte die Sprecherin. 

Keine Hinweise auf Gewalt

Es liegen derzeit nach wie vor keine Hinweise vor, dass die sexuellen Handlungen aufgrund von Androhungen oder Gewaltausübung passiert sind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb nicht wegen Vergewaltigung oder geschlechtlicher Nötigung, sondern sexueller Belästigung, Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung sowie wegen des Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses. Der Tatverdächtige wurde auf freiem Fuß angezeigt.

Mitarbeiter entlassen

Ins Rollen brachte den Fall ein Betroffener, der mittlerweile erwachsen ist und Anzeige gegen den ÖBB-Mitarbeiter eingebracht hat. Bei der Polizei schilderte der Mann Übergriffe, die er als Jugendlicher erlebt hatte. Die ÖBB stellten den tatverdächtigen Triebfahrzeugführer daraufhin vom Dienst frei, nachdem sie im Frühjahr von den Anschuldigen gegen ihren Mitarbeiter erfahren hatten. 

"Interne Sensibilisierungsmaßnahmen"

Ein Entlassungsverfahren wurde eingeleitet. Man arbeite nun eng mit dem Landeskriminalamt zusammen und unterstütze die vollständige Aufklärung des Falls, heißt es dazu von den ÖBB. Auch intern habe man auf die Vorfälle reagiert: „Es wurden gezielte Sensibilisierungsmaßnahmen umgesetzt, darunter Mailings der Geschäftsführung an die Produktionsmitarbeiter, Informationskampagnen sowie Hinweise auf interne Beratungsstellen“, so ÖBB-Sprecherin Judith Winder.

Für Opfer von sexuellem Missbrauch gibt es mehrere Anlaufstellen: Darunter Rat auf Draht unter der Nummer 147, das Kinderschutzzentrum Möwe unter 01 532-15-15 oder das Sorgentelefon für Kinder und Erwachsene unter der Telefonnummer 0800/ 20-14-40.

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