Missbrauchsvorwürfe: Verdächtiger Lokführer arbeitete in Museum in NÖ
Railjets der ÖBB sind stellenweise mit über 200 km/h unterwegs.
Die Vorwürfe betreffen einen Zeitraum von rund 18 Jahren: Ein Lokführer der ÖBB soll mehrere Buben und Jugendliche sexuell missbraucht haben, wie ORF Wien heute zuerst berichtete. Der Mann soll seine mutmaßlichen Opfer in den Führerstand seiner Lok gelockt und dort zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.
Das Landeskriminalamt Wien arbeitet an der Aufklärung der Fälle. Laut den ÖBB wurde der Mann unmittelbar vom Dienst abgezogen und ein Entlassungsverfahren eingeleitet.
Nun meldet sich der Betreiber des Eisenbahnmuseums in Strasshof (Bezirk Gänserndorf), der 1. österreichische Straßenbahn- und Eisenbahnklubs, zu Wort. Bei dem Mann habe es sich um einen ehemaligen Mitarbeiter des gemeinnützigen Vereins, der rund 450 Mitglieder zählt, gehandelt. Es wird vermutet, dass er durch seine Arbeit in dem Museum immer wieder Burschen kennenlernte, die sich für das Bahnwesen begeisterten.
"Leider müssen wir mitteilen, dass es durch diesen Mitarbeiter auch in den Räumlichkeiten unseres Museums zu Fällen sexuellen Missbrauchs gekommen ist. Sobald der Vereinsvorstand davon Kenntnis erlangte, wurde sofort reagiert: Der betreffende Mitarbeiter wurde umgehend vom Verein ausgeschlossen und es wurde ein Betretungsverbot auf dem gesamten Vereinsgelände erteilt", so die Verantwortlichen in einer Aussendung.
Ombudsleute ernannt
Der Verein habe es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der österreichischen Eisenbahn zu erhalten bzw. zu vermitteln, vor allem an die Jugend. Umso betroffener sei man angesichts der Vorfälle.
"Wir haben auch aus diesem Grund im Verein reagiert und als Sofortmaßnahme drei Ombudspersonen ernannt, an die sich in jeglicher Situation vertrauensvoll gewandt werden kann. Weiters stehen wir seit Monaten mit dem Landeskriminalamt in engem Kontakt, unterstützen die laufenden Ermittlungen und wollen so auch zu einer lückenlosen Aufklärung beitragen", hält der Verein fest.
Die Ermittlungen gegen den Mann waren ins Rollen gekommen, nachdem ein mittlerweile erwachsener Betroffener gegen den ÖBB-Mitarbeiter Anzeige erstattet und Übergriffe geschildert hatte, die ihm als Jugendlichem widerfahren waren.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat ein Verfahren gegen den Mann eingeleitet, dem im Tatzeitraum 2003 bis 2021 Übergriffe auf Burschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren vorgeworfen werden. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass es aufgrund von Gewaltausübung oder mittels Drohungen zu sexuellen Handlungen gekommen ist.
Weitere Opfer melden sich
Die Anklagebehörde geht daher gegenwärtig nicht von Fällen von Vergewaltigung oder geschlechtlicher Nötigung aus. Jedenfalls stehen sexuelle Belästigungen, Fälle von Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung und der Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses im Raum.
Nach APA-Informationen dürfte es zumindest sechs weitere mutmaßliche Opfer geben, die bereit sind, gegen den Lokführer auszusagen. Vergangene Woche war von 19 Meldungen die Rede.
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