Tausend Freiwillige bei der LeO-Aktion

Tausend Freiwillige bei der LeO-Aktion
LeO avancierte zum größten Freiwilligenprojekt der Caritas. 31.354 Euro Spenden trudelten ein.

"So, bitte sehr, Sie können schon", sagt Bernhard Wachter und bittet den nächsten in der Schlange zur Lebensmittelausgabe. Der 61-Jährige ist der tausendste Freiwillige, der sich bei der LeO-Aktion der Wiener Caritas beteiligt und sich an diesem Tag in der Pfarre Maria Lourdes in Wien-Meidling in den "Ordnerdienst" einschulen lässt. "Ich muss schauen, dass alles ordnungsgemäß abläuft und es zu keinen Staus beim Zugang zur Warenausgabe kommt", sagt Wachter. Es ist sein dritter Tag bei LeO.

LeO steht für Lebensmittel und Orientierung und ist ein Projekt der Caritas Wien. In 16 Ausgabestellen in Pfarren in Wien und Umgebung werden Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum schon erreicht oder überschritten ist, die aber noch genießbar sind, an armutsbetroffene Menschen verteilt (siehe Bericht unten). Das sind vor allem Pensionisten, Arbeitslose, Großfamilien, Alleinerzieherinnen und auch immer mehr Flüchtlinge.

"LeO hilft enorm", sagt Mario (47). Weil das Geld vom AMS nicht ausreicht, kommt er in die Lebensmittelausgabe. "Für 3,50 Euro habe ich volle Taschen. Beim Penny kostet ja schon das Packerl Zucker ein Euro", sagt Mario.

30 zusätzliche Helfer

Vor Weihnachten startete der KURIER seine Aktion in Kooperation mit der Caritas. Ziel war es, Geld für den dringend benötigten neuen LeO-Bus zu sammeln. Seit Beginn der Aktion sind bei der Caritas exakt 31.354,91 Euro an Spenden von KURIER-Lesern eingetrudelt. Außerdem haben sich bis jetzt 30 neue Freiwillige zum Dienst gemeldet.

Bernhard Wachter ist seit Jahresbeginn dabei, da ist der 60-Jährige in Pension gegangen. "Und da habe ich mir vorgenommen, mich sozial zu engagieren", sagt Wachter. Zwei Mal war er zur LeO-Einschulung in seiner Pfarre in Meidling. Beim ersten Mal war er bei der Registrierung der Kunden eingeteilt, beim zweiten Mal in der Warenausgabe und beim dritten Mal war er eben als Ordner tätig – eine wesentliche Aufgabe bei mehr als 100 Klienten. "Aber das Wichtigste ist die Anlieferung der Waren", sagt Wachter. Denn auch das erledigen Freiwillige.

Zum Beispiel Christine Milosavljevic. Die 24-jährige Sozialökonomie-Studentin hilft, die Lebensmittel, die in den Pfarren ausgegeben werden, von den Supermärkten abzuholen. Um 8.30 Uhr startet sie mit Busfahrer Josef die gemeinsame Runde. Dann fahren sie von Supermarkt zu Supermarkt, nehmen die grauen Lebensmittelkisten der Caritas, winken den Supermarkt-Mitarbeitern beim Hineingehen freundlich zu und marschieren dann schnurstracks zu den Warenlagern. Dort sind die Lebensmittel, die die beiden mitnehmen können, bereits vorbereitet: Orangen, Karotten, Mangos, Mandarinen, Semmeln, Brot und Himbeeren gibt es.

Nachfrage steigt

Ruck-zuck sortieren Josef und Christine die Waren in ihre Kiste ein, dann geht es zurück zum Auto und ab zum nächsten Supermarkt. Warum sie das machen? "Weil über 50-Jährige am Arbeitsmarkt nichts mehr wert sind", sagt Josef, der, seit er arbeitslos ist, freiwillig bei LeO hilft. Christine engagiert sich, weil sie mit ihrem Studium gut vorankommt, "eh viel Zeit" hat und helfen möchte.

1000 Freiwillige engagieren sich aktuell bei LeO, das dadurch zum größten Freiwilligenprojekt der Caritas avancierte: "Weil sich laufend neue Freiwillige melden, können wir auch das Angebot laufend ausbauen", sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien. Denn die Nachfrage steigt.

Das Projekt LeO (Lebensmittel und Orientierung) hat die Caritas Wien im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Um einen symbolischen Beitrag von 3,50 Euro können Armutsbetroffene etwa zehn Kilogramm Lebensmittel kaufen, die sonst im Müll landen würden. Bis zu 14 Tonnen Lebensmittel werden pro Woche in den insgesamt 16 Ausgabestellen in den Pfarren in Wien und Umgebung an hilfsbedürftige Menschen zu verteilt. Im Jahr 2015 wurde so 14.500 geholfen.

Seit 2010 ist die Anzahl der unterstützten Personen von etwa 11.000 auf knapp 18.000 2016 gestiegen, das entspricht einer Steigerung um knapp zwei Drittel. Betroffen sind vor allem junge Menschen zwischen 26 und 35 Jahren, sowie Ältere zwischen 50 und 65 Jahren.

Bei LeO arbeiten elf Angestellte der Caritas sowie knapp 1000 Freiwillige. Jene, die mit den LeO-Bussen zu den Supermärkten unterwegs sind, legen im Schnitt jährlich 100.000 Kilometer zurück. Noch immer werden Spenden für einen neuen LeO-Bus (Kostenpunkt: 50.000 Euro) dringend gebraucht.

Spendenkonto: IBAN AT47 2011 1890 8900 0000. Kennwort: "KURIER hilft Leo"

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