Denn Le Bistrot ist vor allem eines: ein Café für die Nachbarschaft.
Vor knapp zehn Tagen hat Goran Martinovic – halb Serbe, halb Franzose, wie er erzählt – das kleine französische Lokal in der Neulinggasse im 3. Bezirk eröffnet. Seither kommt „jeden Tag jemand neuer aus der Nachbarschaft“, sagt er.
Verwunderlich ist das nicht. Auf diesem Abschnitt ist die Neulinggasse gastronomisches Niemandsland. Die nächste Bar (Neulich, Neulinggasse 13) und das nächste Café (Short Break, Neulinggasse 28) gibt’s erst an der Kreuzung zur Ungargasse.
Reise nach Wien
Dort, inmitten des Botschaftsviertels, gab es bisher: nichts. Kein Kaffeehaus, keine Tagesbar. Die nächsten Lokale (Lucullus in der Neulinggasse 29, Pizzeria L’autentico Giardino in der Salesianergasse 23) sind schon ein Stückchen weiter weg. Und das wusste Goran Martinovic, denn er wohnt in der Nähe. „Ich habe ja gesehen, dass hier etwas fehlt“, sagt er zum KURIER.
Dort, neben dem Eisenwarenhändler, war ganz früher ein Zuckerlgeschäft beheimatet, dann ein Lokal und zuletzt ein richtiges Tschocherl. Da wurde geraucht und getrunken. Und an der Schank stand man weniger wegen des Kaffees, sondern eher mit einem Spritzer.
Als Martinovic erfahren hat, dass das Lokal zumacht, hat er seine Chance gesehen. „Ich wollte immer schon so etwas haben“, sagt er. Martinovic ist in Frankreich geboren, seine Eltern stammen aus Serbien. Vor zwanzig Jahren ist er nach Wien gekommen. Es hätte eher eine Reise sein sollen, erzählt er. „Aber irgendwie bin ich hängen geblieben.“
Nach 15 Jahren als Angestellter in der Gastronomie wollte er etwas Eigenes. Ein nettes, kleines Lokal, das man quasi allein führen kann. Die Suche hat gedauert.
Am 2. Juni, also gleich nach der Krise, hat er sein Bistro eröffnet, gemeinsam mit einer Freundin – und erfreut sich seither regen Besuchs aus der Nachbarschaft. Die Speisekarte ist so französisch, wie man sich die
Karte eines französischen Bistros gemeinhin vorstellt. Zum Frühstück gibt es Croissant, Pain Au Chocolat und Baguette. Auch Marmelade, Käse, Eier und Müsli.
Jeden Tag gibt es eine Suppe und die Quiche des Tages. Außerdem (natürlich): Quiche Lorraine, Croque Madame und Croque Monsieur. Für alle, die das nicht kennen: Das sind – quasi – Schinken-Käse-Toasts auf französische Art. Das Weißbrot (oder das Brioche) wird mit Kochschinken und Käse gefüllt und mit Käse oder einem Gemisch aus Crème fraîche und Käse (oder sogar Béchamel) übergossen und im Ofen gebacken. (Madame wird mit Spiegelei serviert.)
Auch die Nachspeisen sind durchwegs Klassiker der französischen Küche: Mousse au Chocolat, Crème brûlée und Eclairs. Selbst der Weiße Spritzer muss französisch sein. Man trinkt ihn mit Lillet.
Das einzige, das im Le Bistrot von Goran Martinovic nicht französisch ist (abgesehen vom Gin, der in einem Regal hinter der Kaffeemaschine steht), ist der Kaffee. Der kommt aus Italien.
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