Langlaufen in der Stadt: Wie die Wiener spuren
Die Kindergartenkids sind im Bus fasziniert von der ungewöhnlichen Erscheinung des Mannes mit der Langlaufausrüstung. "Das schaut aus wie Ski", sagt ein Bub. Ein Mäderl will wissen: "Fahrst du auf den Nordpol?" Aber das wahre Ziel des faszinierenden Langläufers ist der Cobenzl, wo nur ein paar Meter von der Bushaltestelle entfernt eine Loipe beginnt.
Langlaufen in Wien ist mangels Schneedecke nur relativ selten möglich. Viele Sportgeschäfte sind bei einem Rundruf auf den Verleih von Ausrüstung gar nicht mehr vorbereitet. Ein kleineres bei der U-Bahn-Station Pilgramgasse an der Linken Wienzeile hat dann aber doch günstige Sets aus Schuhen, Stöcken und Skiern im Hinterzimmer im Angebot. "Viel Spaß", wünscht der Händler.
Am Cobenzl angekommen ist gerade ein Mitarbeiter der Stadt da, der auf seinem Skibob mit einem speziellen Anhänger die Loipe in den Schnee setzt. Seine Arbeit beginnt frühmorgens. Bis zehn hat er schon etwa 8 Kilometer gespurt, schätzt er. Immerhin ist das Wetter an diesem Tag angenehm.
So kurz nach der späten "Saisoneröffnung" sind am Cobenzl nur wenige Läufer anzutreffen. Wer sich zum zweiten Mal aneinander vorbei schiebt, grüßt im fast schon ländlich anmutenden Brauch. Gelegentlich wundern sich Spaziergänger über die Langläufer. Sie erkennen die Spur nicht immer von selbst als Loipe und steigen unachtsam hinein. Deshalb zieht der Skibob immer wieder seine Runde und bessert nach. Meist fährt man aber ziemlich allein durch die frische Winteridylle.
Die Loipen in Wien sind kostenlos befahrbar und so angelegt, dass sie auch Anfängern Spaß machen. Der variabel befahrbare Rundkurs am Cobenzl hat aber steilere Stücke im Angebot. Der mehrere hundert Meter lange Anstieg, der anfangs den Puls hochtreibt und am höchsten Punkt bis ganz an die Grenze von Niederösterreich führt, stellt am Schluss eine flotte Belohnung dar. Er ist aber auch eine Herausforderung an die sportliche Technik, wenn die rasante Abfahrt plötzlich nicht ganz so harmlos erscheint.
Wer vorher noch nie oder nur selten auf Langlaufskiern gestanden ist, nimmt sich für den Anfang vielleicht besser eine andere der vier städtischen Wiener Loipen vor, die seit Mittwoch befahrbar und gut mit den Öffis erreichbar sind. Neben dem Cobenzl gibt es auch Strecken am Wienerberg, bei den Steinhofgründen, im Schwarzenbergpark und am Pappelteich im Maurer Wald. Nur im Prater und auf der Donauinsel reicht die Schneedecke noch nicht. Trotzdem lassen es sich auch in der Prater-Hauptallee einige nicht nehmen, ihre eigene Spur zu ziehen, erzählt jemand vom Sportamt nach der morgendlichen Besichtigung. Vielleicht hilft der prognostizierte Schneefall bis Ende der Woche ja auch noch nach.
Die Stadt informiert online über ihre Loipen. Der aktuelle Zustand ist per Telefon unter 01 979 00 25-204 zu erfragen.
Kommentare