Streit um Biedermeierjuwel

Unästhetisch“ und „überdimensioniert“ finden die Mitglieder der Bürgerinitiative Zögernitz das geplante Bauprojekt. Sie sorgen sich um das Ortsbild ihres Grätzels im Allgemeinen und um das Biedermeier-Ensemble des ehemaligen Casinos Zögernitz im Besonderen. Der Grund: Um die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes zu finanzieren, will Unternehmer Hermann Rauter (nach Absprache mit dem Bundesdenkmalamt) den um 1900 nachträglich entstandenen Teil des ehemaligen Casinos abreißen und stattdessen 48 Eigentumswohnungen und eine Tiefgarage mit 122 Stellplätzen errichten.

Die geplante Änderung des Flächenwidmungsplans für die Liegenschaft an der Döblinger Hauptstraße wäre nicht notwendig, meint der Sprecher der Bürgerinitiative, Rainer Balduin. Denn auch die bestehende Widmung lasse eine Bebauung zu – wenn auch in geringerem Ausmaße. Das „gigantomanische Projekt“ passe nicht in das Wohngrätzel und bringe durch die Tiefgarage eine enorme Verkehrsbelastung mit sich.

Auch Bezirksvorsteher Adolf Tiller (VP) wird kritisiert. „Er würgt alle Gegenargumente ab“, meint Balduin.

Um die Widmungsänderung doch noch abzuwenden, sammelte die Initiative rund 600 Protestunterschriften. Eine Petition ist in Vorbereitung.

Der Bezirksvorsteher verteidigt das Projekt allerdings. „Rauters System garantiert uns die Sanierung des Zögernitz“, sagt Tiller. Wie berichtet, sollen in das Casino, in dem einst Johann Strauß Vater und Sohn auftraten, wieder klassische Konzerte und Bälle, ein Tonstudio sowie ein Café und ein Hotel einziehen. Die Sanierung finde zeitgleich mit dem Neubau statt. Das Ortsbild sieht Tiller nicht gefährdet.

Zumal die neue Flächenwidmung, die zurzeit von der MA21 vorbereitet wird, die in Bauklasse II zugelassenen Gebäudehöhen unterschreite: „Statt 12 Meter hoch darf Rauter dann nur 10,5 Meter hoch bauen.“ Außerdem schließt ein neues Gutachten eine zusätzliche Verkehrsbelastung durch die Tiefgarage aus.

Stadtgespräche: Droht eine Zerstörung der alten Wiener Grätzl? Diskutieren Sie mit Experten und den zuständigen PolitikerInnen:14. Jänner,18 Uhr; Buschenschank Wolff, Rathstraße 44–46, 1190 Wien. Eintritt frei.

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