Kunst-Universität übersiedelt auf das Otto-Wagner-Areal in Wien

Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele. Das sagte ursprünglich der Maler Pablo Picasso – vor wenigen Tagen bediente sich auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dieses Zitats. Ein Übergang in seiner Wahlkampfrede zu den neuen Plänen für das Otto-Wagner-Areal in Penzing. Die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) wird dorthin übersiedeln, der KURIER berichtete.
Die Details wurden am Donnerstag präsentiert. Das Gelände soll im Endeffekt weit mehr sein als „nur“ eine Universität – sondern vielmehr ein Campus, der Kunst, Wissenschaft und Zusammenleben vereint. Und das inmitten eines der „attraktivsten Jugendstilensembles weltweit“.
Das MUK selbst übernimmt 15 von 35 Pavillons. Es sollen sich dort auch Gastronomie und ein Supermarkt ansiedeln. Private Wohnungen werde es nicht geben, aber Wohneinheiten für Studierende.
„Es soll ein Ort sein, an dem man studiert, Kunst und Wissenschaft betreibt und lebt“, sagte MUK-Rektor Andreas Mailath-Pokorny. Für Künstler sei das wichtig, da sie „wie Spitzensportler sind und ihr ganzes Leben der Kunst verschreiben“.
Es sei ihm aber wichtig, zu betonen, dass „wir dort nicht in Wolkenkuckucksheim wohnen wollen, sondern den Austausch fördern wollen.“
Ein "Tanzsaal im Freien" mit Spiegel geplant
Das zeigt sich auch bei kleinen Details, die MUK-Vizerektor Dieter Boyer vorstellte. So wird etwa über einen großen Spiegel in der Wiese nachgedacht, um für die Studierenden „einen Tanzsaal im Freien“ zu schaffen. Dieser könne aber an Wochenenden etwa auch für Yogaklassen von Besuchern genutzt werden.
Auch für Touristen sei der Ort im Endausbau sicherlich spannend, schon jetzt sei die Otto-Wagner-Kirche für asiatische Touristen die zweitwichtigste Sehenswürdigkeit nach dem Schloss Schönbrunn, erklärte Josef Herwei von der Wien Holding-Tochter WSE (Wiener Standortentwicklung GmbH).
Wien sei bei Touristen sehr beliebt, sagte auch Ludwig, der neue Campus sei auch dafür geeignet, die Touristenströme zu entzerren.
Die Uni: Die Musik und Kunst Privatuni wurde 1945 als Konservatorium gegründet. 900 Studierende aus 60 Nationen werden hier ausgebildet.
Absolventen: Die MUK-Studierenden bereichern das heimische Kulturleben. Etwa Elfriede Jelinek, Falco, Nicholas Ofczarek oder Joe Zawinul. Songcontest-Hoffnung JJ Pietsch studiert aktuell dort.
Eine Vorstudie wurde schon anhand vier Pavillons gemacht – durchgerechnet wurde, ob die Anforderungen wie Schalldämmung oder Luftfeuchtigkeit mit dem Denkmalschutz und dem Ziel, möglichst geringe Eingriffe in die Bausubstanz zu machen, zusammenpassen.
Das Areal soll energieautark werden
Bezüglich Energie läuft ebenfalls ein Pilotprojekt. Das komplette denkmalgeschützte Areal soll energieautark werden – auch wenn eine Sicherheitsleitung bestehen bleibe.
Die Finanzierung ist zum Teil schon auf Schiene gebracht worden: Bereits vor einem Jahr gewährte der Gemeinderat 120 Mio. Euro für die Entwicklung des Bereichs. Auf eine Summe, wie viel noch notwendig sei, wollte sich keiner festnageln lassen. Man bemühe sich aber um Förderungen des Bundes und der EU.
Die Übersiedlung soll 2030 oder 2031 erfolgen – ein bisschen Baustaub wird also noch aufgewirbelt werden, bis der Alltagsstaub von den Seelen gewaschen werden kann.
Klarheit: Die wichtigsten Begriffe
Der 14. Bezirk ist die Heimat von über 98.000 Menschen. Bei einer Fläche von 33,8 km² sind 76 Prozent Grünland und Gewässer. Penzing ist durch die Ausdehnung in den Wienerwald nach Hietzing der „zweitgrünste“ Bezirk Wiens. Zahlreiche Gebäude im Bezirk stammen vom Jugendstilarchitekten Otto Wagner, der selbst 1841 in Penzing geboren wurde. Darunter befinden sich die Kirche am Steinhof sowie die einst nach ihm benannte Klinik Penzing. Im Bezirk ist jede 4. beschäftigte Person im Gesundheitssektor tätig - der höchste Anteil aller Bezirke. In Penzing ist das Hütteldorfer Allianz Stadion, Heimat des SK Rapid Wiens. Bezirksvorsteherin ist Michaela Schüchner (SPÖ).
Der SPÖ-Politiker Michael Ludwig (Jahrgang 1961) ist seit 2018 Wiener Bürgermeister. Aufgewachsen ist Ludwig in einem Gemeindebau in Floridsdorf. Der 21. Bezirk hat seine politische Laufbahn geprägt: Der studierte Historiker startete dort 1994 als Bezirksrat. Später war er Wohnbaustadtrat unter seinem Vorgänger Michael Häupl. Ludwig gilt als scharfer Kritiker des Rechtskurses der FPÖ, insbesondere deren Bundeschef Herbert Kickl. In seiner ersten Regierungszeit koalierte er mit den Wiener Neos.
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