Kritik an Plan für St. Marx: "Stadt ist auf dem Holzweg"

Die Stadt sucht ein neues Konzept für die ehamlige Rinderhalle in St. Marx.
In Rinderhalle sollen Shops, Büros und Lokale einziehen. Zahlen sollen den Umbau die Investoren.

Parov Stelar und The Cure, waren dort, The XX kommen bald. Es gab Gala-Abende, Kunst-Messen, Festivals (Street-Food), Design-Märkte (Edelstoff) und ein funktionierendes Theater-Konzept (Globe Wien). In den vergangenen Jahren hat sich die ehemalige Rinderhalle in St. Marx im dritten Bezirk als Veranstaltungshalle etabliert. Die Stadt aber will Mitte dieses Jahres den Vertrag mit Pächter Herwig Ursin und seiner Agentur "Hey You" beenden und ein neues Konzept umsetzen. "Marx-Halle reloaded" heißt das Projekt der Wiener Standortentwicklung (WSE). Das Auswahlverfahren für Interessenten hat bereits begonnen. Ziel ist "der Aufbau eines urbanen Zentrums", wo "Menschen arbeiten, sich vernetzen" und "entspannen". Soll heißen: Lokale, Shops, Büros für Start-Ups und Fitnesscenter.

Kritik an Plan für St. Marx: "Stadt ist auf dem Holzweg"
BILD zu OTS - Die Marx Halle wird auch öffentlich zugängliche Bereiche haben. Honorarfreier Abdruck im Zuge der Berichterstattung unter Nennung des Copyrights.
Doch an dem Plan der Stadt gibt es seit Bekanntwerden massive Kritik. Warum ein bestehendes, funktionierendes Konzept nicht weiterführen? Wie ein Insider dem KURIER berichtet, soll es in der Wien-Holding und in der Tochterfirma WSE unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung der Rinderhalle geben. Dem Vernehmen nach soll auch Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Wiener Stadthalle, nicht allzu glücklich gewesen sein mit dem neuen Konkurrenten in St. Marx. Einige der gut besuchten Konzerte hätten auch gut in die Stadthalle gepasst.

In Deckung

Ob die aktuellen Veranstaltungen wie das Globe Wien oder die Vienna Contemporary weiterhin stattfinden können, ist unklar. Äußern wollen sich jene, die die Marx-Halle aktuell bespielen, kaum. Die Agentur Hoanzl schweigt, Christina Steinbrecher-Pfandt von der Vienna Contemporary sagt nur: "Wir sind zuversichtlich, die Vienna Contemporary auch ab dem Jahr 2018 in der Marx Halle veranstalten zu können." Vom aktuellen Pächter Herwig Ursin heißt es: "Wir wollen uns Ende dieser Woche mit einigen der Großveranstalter in der Marx-Halle zusammensetzen, um die weitere Vorgangsweise zu besprechen." Soll heißen: Ob man gemeinsam am Wettbewerb teilnimmt, oder nicht.

Nur einer nimmt sich kein Blatt vor den Mund: Martin Kraml, der bis Ende 2016 das Restaurant "East End" in St. Marx betrieb. Kraml sagt, er musste schließen, weil die Stadt 4000 Euro Miete verlangte. Das gehe sich für ein Lokal, das täglich frisch koche, nicht aus. Für die Betriebe in St. Marx gebe es "keine Perspektive". Das dürfte auch die Stadt so sehen, wenn sie nicht einmal ihre eigenen Medien dort einquartiert: W24 etwa hat seinen Sitz im 14. Bezirk. "Endlich hat einer was gemacht, und dann unterbindet man das. Die Stadt ist auf dem Holzweg", sagt Kraml. Er kritisiert auch die Ausschreibung: "Die Stadt hat kein Konzept, will aber eines haben, das von einer Jury der Stadt bewertet wird. Und ein Investor soll das dann finanzieren? Das schrammt an der Realität vorbei."

Laut Mario Scalet, Sprecher der WSE, war die derzeitige Nutzung nur eine Zwischennutzung. Künftig will man die Halle "dauerhaft öffentlich zugänglich machen".

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