Kassa will mit unnötigen Untersuchungen aufräumen

Streit um teure Untersuchungen
Die WGKK fordert Staffelung der Termine nach Dringlichkeit und stellt Vertrag infrage.

Für heftige Diskussionen sorgten zuletzt wochen- und monatelange Wartezeiten auf CT- (Computertomografie) und MR-Untersuchungen (Magnetresonanz). Einfach die Kapazitäten zu erhöhen wäre allerdings der falsche Weg, sagt Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK).

Laut OECD-Zahlen würden jetzt schon in keinem Land mehr MR-Untersuchungen als in Österreich durchgeführt. Demnach kämen auf 1000 Einwohner pro Jahr 120 solcher Untersuchungen. Viele davon seien medizinisch sinnlos, sagt der deutsche Orthopäde Ulf Marnitz: "Gerade bei nicht spezifischen Kreuzschmerzen ist eine bildgebende Diagnostik in den ersten vier bis sechs Wochen nicht erforderlich." Trotzdem würde sie häufig durchgeführt. Dadurch blockiere man die Kapazitäten für Patienten, die die Untersuchungen viel dringender brauchen würden.

Enorme Kosten

Allein in Wien gab die WGKK im Vorjahr für 68.000 CT- und 138.000 MR-Untersuchungen rund 30 Millionen Euro aus. Um eine Kostenexplosion zu verhindern, vor allem aber um die Wartezeiten zu verkürzen, plädiert Reischl für eine bessere Steuerung der Patientenströme: "Die Termine müssen nach Dringlichkeit gestaffelt werden. Parallel dazu braucht es ein Umdenken, in welchen Fällen diese Methoden Sinn machen."

Sollte das nicht gelingen, kann man sich bei der WGKK auch eine Auflösung des Gesamtvertrags zwischen Hauptverband und der für die Radiologen zuständigen Wirtschaftskammer vorstellen. Per Einzelvertrag könnte dann die Kassa mehr Leistungen beim jeweils preisgünstigsten Anbieter einkaufen. Im Alleingang kann die WGKK das allerdings nicht umsetzen, Voraussetzung wäre eine Änderung der entsprechenden Bestimmungen im ASVG.

Die Radiologen können mit derartigen Vorschlägen nur wenig anfangen. "Schon die von der WGKK präsentierten OECD-Zahlen stimmen so nicht. Tatsächlich liegt Österreich europaweit im Mittelfeld", sagt Manfred Baldt, Vorsitzender des zuständigen Fachausschusses in der Wirtschaftskammer. Denn während Österreich sämtliche Geräte der OECD melde, würden etwa in Großbritannien nur MR-Geräte in öffentlichen Spitälern erfasst.

Eine Staffelung der Termine nach Dringlichkeit sei in der Praxis kaum umzusetzen. "Nehmen wir das Beispiel starke Kopfschmerzen: Erst nach der Untersuchung weiß ich, ob es sich um einen dringlichen Fall handelt", sagt der Radiologe zum KURIER.

Auch der Auflösung des Gesamtvertrags erteilt Baldt eine klare Absage: "Man möchte das durchsetzen, damit man mit Einzelverträgen die einzelnen Institute gegeneinander ausspielen kann. Ob man sich dadurch Kosten spart, ist fraglich." Vielmehr würden die Institute vermehrt in die Privatmedizin abwandern. Für Baldt ist es mehr als befremdlich, dass ausgerechnet die Gewerkschafterin Reischl die Auflösung solcher kollektivvertraglichen Regelungen fordere.

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