Krankenhaus Nord: Bauchtanz in der U-Kommission

Krankenhaus Nord: Bauchtanz in der U-Kommission
Die erste Arbeitssitzung brachte einen skurrilen Schlagabtausch über esoterische Praktiken in Spitälern

Viel kuriose Polit-Show, wenig Erkenntnisgewinn: So lässt sich die erste Arbeitssitzung der U-Kommission zum Bauskandal Krankenhaus Nord zusammenfassen.

Als erster Zeuge musste am Dienstag Herwig Wetzlinger, Direktor des Krankenanstaltenverbunds ( KAV), vor der Kommission Rede und Antwort stehen. Erst seit 2017 für die Baustelle verantwortlich, konnte er naturgemäß wenig Erhellendes dazu beitragen, warum das Projekt hinsichtlich Kosten und Zeitplan derart aus dem Ruder gelaufen ist.

Sehr wohl bereits in Wetzlingers Amtszeit fällt allerdings der Esoterik-Skandal, der im Frühjahr für Schlagzeilen sorgte. Diesen Nebenschauplatz machte vor allem die FPÖ am Dienstag zum Hauptthema. Wie berichtet, hatte der KAV einem Energetiker für einen „Energie-Schutzring“ um das Spital 95.000 Euro hingeblättert.

Wetzlinger sieht sich dafür nicht verantwortlich, wie er am Dienstag betonte: „Die vier Personen, die den Auftrag unterzeichnet haben, sind der Meldepflicht nicht nachgekommen. Gegen drei ist ein Disziplinar-Verfahren eröffnet worden, der Beratervertrag mit der vierten Person wurde aufgelöst“, so der Direktor.

Die blauen Abgeordneten ließ das unbeeindruckt. Sie versuchten, in der Sitzung ein Bild von Wetzlinger als Esoterik-Jünger zu zeichnen, was zu skurrilen Wortwechseln führte. So zitierte Gemeinderat Alexander Pawkowicz genüsslich aus einer Geomantie-Studie, die die Wiener Uni für Bodenkultur 2005 für das LKH Klagenfurt erstellt hatte (Wetzlinger war dort damals Kaufmännischer Direktor). Damit hätten offenbar spezielle Energiepunkte im Spital ermittelt werden sollen. Etwa ein „Herz-Schakra“ im Bereich der Cafeteria.

Energetischer Haider

Auch dafür sei er nicht verantwortlich gewesen, betonte Wetzlinger, verwies aber gleichzeitig darauf, dass die Arbeit in einer wissenschaftlichen Zeitschrift publiziert worden sei. „Und auch der damalige Landeshauptmann Jörg Haider hat Studien beauftragt, mit denen die Energie-Situation in Kärnten erhoben werden sollte“, konnte er sich eine Spitze in Richtung der FPÖ-Abgeordneten nicht verkneifen.

Diese wollen freilich mit dem verstorbenen Landeschef nichts mehr zu tun haben, sondern verwiesen lieber auf merkwürdige aktuelle Fortbildungsangebote für KAV-Mitarbeiter. Etwa das Seminar „Spiritualität im Bauchtanz“ im Rahmen der KAV-Akademie für Fort- und Sonderausbildungen.

Mit mäßig kritischen Fragen versuchte die SPÖ, die Diskussion auf das eigentliche Thema zu lenken. Welche Abteilungen denn in das Krankenhaus Nord übersiedeln werden, wollte Abgeordnete Gabriele Mörk von Wetzlinger wissen. Dieser bedankte sich höflich für die Frage und führte aus, was seit Jahren öffentlich bekannt ist.

Wetzlinger versicherte weiters, dass der aktuelle Fahrplan (Vollbetrieb September 2019) halten werde. Von den nötigen 2100 Mitarbeitern seien bereits 1800 rekrutiert. Mittlerweile stehe auch schon fest, wie hoch die Betriebskosten (Personal, medizinischer und nichtmedizinischer Sachbedarf) für das KH Nord sein werden. Sie belaufen sich laut Wetzlinger auf 258 Millionen Euro pro Jahr.

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