Koreaner lieben die Filmstadt Wien

Publikumshit in Korea: Die Seifenoper "Spring Waltz" wurde unter anderem in Wien gedreht.
Eine Seifenoper hat Wien in Seoul berühmt gemacht. Jetzt soll es noch berühmter werden.

Ein bisschen Romantik und Schmalz wirkt manchmal mehr als jede noch so teure Werbekampagne: "Spring Waltz" ist der Grund dafür, dass viele Südkoreaner einen Urlaub in Österreich buchen. Die Seifenoper aus dem Jahr 2006 erzählt von einem Pärchen, das seine Liebe zur klassischen Musik nach Österreich führt. Dort turteln die beiden jungen Koreaner im verschneiten Wien oder am Ufer des Hallstätter Sees. Die Serie wurde auch in China und Indonesien zum Publikumsrenner.

Wien möchte das enorme Werbepotenzial von Filmen und TV-Serien, die die Stadt von ihrer schönsten Seite zeigen, künftig noch stärker nutzen. Nicht zuletzt eben in Südkorea: Den dortigen Filmschaffenden Wien als Drehort schmackhaft zu machen, ist daher ein Ziel der städtischen Delegation, die derzeit in Seoul unterwegs ist. "Das imperiale Erbe, die vielen historischen Gebäude sind eine ideale Filmkulisse", betonte Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ) dort bei einem Meeting mit koreanischen Produzenten.

Attraktiver neuer Markt

"Allein schon der Aufenthalt der Teams während der Dreharbeiten bringt für die Stadt einen enormen Gewinn. Man muss nur an die Nächtigungen denken", sagt Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission. 2009 gegründet, agiert sie als Schnittstelle zwischen der Stadt und den Produzenten und kümmert sich unter anderem um die Drehgenehmigungen. Mittelfristig gehe es aber natürlich auch um Tourismuswerbung. Und da hat Wien zuletzt gerade Südkorea als besonders attraktiven neuen Markt entdeckt (siehe unten).

"Die Liebe der Koreaner zur klassischen Musik spielt natürlich eine große Rolle", sagt Stoisits. Hinzu komme, dass andere europäische Städte wie London oder Paris als Drehorte bereits "abgegrast" seien.

Gedreht werden in Wien aber nicht nur klassische Film- und TV-Produktionen: Vor einiger Zeit produzierte ein koreanisches Filmteam in einem Palais am Modenapark (Landstraße) einen Spot für einen Handy-Hersteller. In der Hauptrolle: Song Hye-Gyo. In ihrer Heimat ist die 33-jährige Schauspielerin ein Star.

In anderen Ländern ist Wien als Filmlocation längst schon eine feste Größe: 2013 wurden insgesamt 343 Projekte bei der Vienna Film Commission eingereicht, 69 aus dem Ausland. Aktuelles Highlight ist die internationale Koproduktion "Woman in Gold". Regie führt Simon Curtis, in den Hauptrollen Helen Mirren ("The Queen") und Daniel Brühl. Für Herbst ist eine große Hollywood-Produktion geplant.

"A taste of Vienna" bot die Wiener Starköchin Kim Sohyi am Donnerstag im Bailey House in Seoul. Die prominente Küchenchefin mit koreanischen Wurzeln bekochte dort gemeinsam mit Vizebürgermeisterin Renate Brauner einheimische Touristik-Vertreter mit Wiener Schmankerln. Es gab Schnitzel und Kaiserschmarren. Hintergrund der Kochshow: Der Appetit der Südkoreaner auf das Urlaubsland Österreich wächst stetig. "Im Vorjahr besuchten mehr als 70.000 Gäste aus der Republik Korea Wien. Das ist absoluter Rekord", sagt Brauner. Norbert Kettner, Direktor des Wien Tourismus, ergänzt: "Korea hatte heuer im ersten Quartal mit 31,5 Prozent die höchste Steigerungsrate aller Länder weltweit. Auf solche Signale wollen wir rasch reagieren und uns fest am Markt etablieren." 2014 will man die 100.000-Gäste-Marke überschreiten.

Es sind nicht zuletzt Kultur und klassische Musik, mit denen sich die Koreaner begeistern lassen. Das haben sie mit ihren Nachbarn aus China und Japan gemeinsam, die schon vor längerer Zeit Wien als Reiseziel entdeckt haben. Anders als vor allem bei den Chinesen steht bei ihnen aber vor allem der Individualtourismus im Vordergrund. Zielgruppe sind aber auch sehr wohlhabende Touristen, die in Wien Luxuswaren kaufen können, die selbst in den Shopping-Palästen Seouls und Busans nicht zu haben sind. Zum Beispiel maßgeschneiderte Anzüge von Knize.

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