Konkurrenzkampf in der Wiener City: Fiaker gegen E-Oldtimer

Christian Strnka ist einer von vier Unternehmern, die mit ihren E-Oldtimern Touristen kutschieren.
In der Inneren Stadt bildet sich eine breite Front gegen die Elektrovehikel. Die Unternehmer fordern indes eigene Stellplätze.

Viele Fürsprecher haben sie nicht. Bei Wien Tourismus stehen sie für die „Disneyfizierung“ des Stadtzentrums, die es zu vermeiden gelte. Im ersten Bezirk empfinden sie viele Anrainer als Stauverursacher und Parkplatzsünder. Und weil insbesondere die Fiaker über die „undisziplinierte Konkurrenz“ klagen, sieht auch die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) Handlungsbedarf.

Die Rede ist von den kleinen E-Oldtimern, die Touristen mit 10 km/h durch die Innenstadt kutschieren.

Dass die vier Betreiber, die es laut WKW in Wien gibt, mit ihren insgesamt etwa 20 E-Fahrzeugen so viel Aufsehen erregen, mag nicht zuletzt mit dem Phänomen „Overtourism“ zu tun haben. Wie die KURIER-Bezirksbefragung zeigt, sind die Touristenmassen, die sich durch die Innenstadt drängen, so manchem Wiener längst zu viel.

Vor allem im 1. sowie im 8. Bezirk spricht sich ein Großteil der Befragten für eine Begrenzung der Touristenströme aus (siehe Grafik). In der Inneren Stadt halten 59 Prozent das Thema für „sehr wichtig“, in der Josefstadt sind es sogar 63 Prozent. In den anderen befragten Bezirken (1. bis 9. Bezirk) zeigt man sich entspannter. Insgesamt halten dennoch 42 Prozent der befragten Wienerinnen und Wiener eine stärkere Beschränkung der Touristenströme für „sehr wichtig“. (Teilnahme an der großen KURIER-Bezirksumfrage unter kurier.at/bezirksumfrage)

Konkurrenzkampf in der Wiener City: Fiaker gegen E-Oldtimer

E-Konkurrenz

Zwar beklagen sich immer wieder Bewohner der Inneren Stadt über die langsamen E-Vehikel – wie man im Büro von Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) bestätigt. Weitaus heftiger beschweren sich aber die Fiaker.

„Die E-Oldtimer stehen unerlaubterweise auf unseren Stellplätzen und fahren auf unseren Routen – etwa in der Habsburgergasse oder durchs Michaelertor“, berichtet Fiaker-Sprecherin Ursula Chytracek.

Vor Beginn des Fiakerbetriebs um 11 Uhr würden die E-Mobil-Chauffeure auf dem Michaelerplatz jene Touristen abholen, die dort eigentlich auf Fiaker warten. „Sie nehmen uns die Kunden weg“, poltert Chytracek.

Bei der WKW bestätigt man die Problematik. „Wir beobachten das bereits“, heißt es.

"Wir hängen im luftleeren Raum"

„Dass die Fiaker mit uns keine Freude haben, ist klar. Wir werden für die Touristen einfach zu interessant“, kontert Christian Strnka, Betreiber des „Walzer Express“, der beim KURIER-Lokalaugenschein ordnungsgemäß auf dem Heldenplatz auf Kundschaft wartet.

Der ehemalige Fiaker-Kutscher bestreitet gar nicht, dass man vor Betriebsbeginn der Pferdefuhrwerker deren Stellplätze, etwa auf dem Michaelerplatz, anfahre. Und natürlich halte man tagsüber auch in Fiaker-Zonen, um Gäste ein- und aussteigen zu lassen. Das habe aber primär mit der Ungleichbehandlung zu tun, unter der man als freies Gewerbe leide.

Konkurrenzkampf in der Wiener City: Fiaker gegen E-Oldtimer

Fiaker-Sprecherin Ursila Chytracek kritisiert die E-Konkurrenz.

„Sightseeing-Busse und Fiaker haben eigene Stellplätze, nur wir nicht“, kritisiert Strnka. „Dabei würden wir sogar dafür bezahlen und auch gern Auflagen einhalten – etwa was Arbeitszeiten oder Bekleidungsvorschriften betrifft.“ Eine Besserung sei jedoch nicht in Sicht. „Wir hängen da im luftleeren Raum. Von der Wirtschaftskammer bekommen wir leider nicht die nötige Unterstützung.“

Darum will Strnka jetzt selbst Initiative ergreifen – und gegenüber Stadt, Bezirk und Wirtschaftskammer auf eigene Stellplätze drängen. Im Büro von Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne) hält man deren Realisierung allerdings für „rechtlich schwierig“. Zudem sei der Bezirk erster Adressat.

"Verramschung des öffentlichen Raums"

Dort steht man den E-Mobilen allerdings sehr skeptisch gegenüber. „Unter dem Deckmantel der E-Mobilität wird der öffentliche Raum überbeansprucht“, heißt es aus dem Büro Figl.

Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner ortet gar die „Verramschung des öffentlichen Raums“, der man entschieden entgegentreten müsse. Das „austauschbare Angebot ohne Wien-Bezug“ werte die Destination nicht auf.

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