Köpferollen im Stadthallenbad
Im Stadthallenbad gab es weit mehr Schlampereien als bisher bekannt war. Das geht aus Baubesprechungs-Protokollen hervor, die dem KURIER vorliegen (siehe Artikel rechts) .
Nun gibt es erste personelle Konsequenzen aus der Pannenserie. Zwei Manager der Stadthalle sind nach dem Bekanntwerden des Skandals nicht mehr auf ihren Posten, wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte. „Der technische Direktor der Stadthalle Helmut Jerabek ist mit 31. Dezember in Pension", berichtet Sandra Hofmann, seit Anfang des Jahres Geschäftsführerin der Stadthalle. Auch der Betriebsleiter des Bades, Peter Gollinarsch, musste gehen. Sein Vertrag wurde einvernehmlich aufgelöst, er wurde bereits dienstfrei gestellt.
Weggeschaut
Beide Manager vertraten die Stadthalle bei den wöchentlichen Baubesprechungen zum Umbau des Bades, wie die Besprechungsprotokolle belegen. Trotz der anhaltenden Pannen sollen jedoch über Monate weder der Kreditgeber MA 51 (Sportamt) noch der zuständige Sportstadtrat Christian Oxonitsch von Problemen informiert worden sein. „Wir haben von den Problemen erst kurz vor der Präsentation des Bades im Dezember erfahren", wiederholt Hofmann gebetsmühlenartig. Bis zu ihrem Wechsel in die Stadthalle war sie pikanterweise Leiterin der MA 51.
Verantwortung
ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb will daher auch Hofmann nicht aus der Verantwortung lassen. „Nach unseren Information musste Jerabek monatliche Statusberichte an die MA 51 liefern." Zudem gab es eine begleitende Finanzkontrolle durch externe Berater für die MA 51. Auch sie waren laut Protokoll bei jeder Baubesprechung dabei.
Unterdessen versuchen Gerichtssachverständige die Ursache für die Wasseraustritte zu finden. Diese waren schlussendlich der Grund für den Baustopp. Dass das Bad vor dem Herbst 2012 wieder aufsperrt, glauben die Experten aber nicht.
Der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) hält nichts von personellen Konsequenzen: „Das Kontrollamt und Gerichtssachverständige prüfen. Dann wird man sehen, welche Probleme es gab." Dass es mit einer genaueren Erhebung der Substanz vor dem Baustart weniger Pannen gegeben hätte, glaubt Oxonitsch nicht. „Wenn ich drei Monate vor Baubeginn das Bad sperre, schreien wieder alle. Es gibt Hunderte Projekte der Stadt, wo alles funktioniert. Überraschungen kann es aber immer geben."
Ein Auszug aus den Besprechungsprotokollen
In den Protokollen finden sich Hunderte Probleme. Manche sind sehr klein, andere wiederum kurios.
22. Juni: Der geplante Trafo mit 800 Kilovoltampere (KVA) reicht für die Stromversorgung nicht aus, wurde aber bereits gekauft und wird nicht zurückgenommen. Die zusätzlichen Kosten für einen 1250 KVA Trafo: Etwa 50.000 Euro.
7. September: Es wird überlegt, wie der Eröffnungstermin im Dezember noch zu halten sei. Die Idee: Der Betrieb mit einem Notstromaggregat, um die Becken füllen zu können.
5. Oktober: Wasserschaden an der Saunadecke.
12. Oktober: Weitere Wasseraustritte. Verstärkt bei Regen, lautet die Vermutung.
16. November: Massive Mängel beim Stahlbau, die innerhalb des Bauzeitplans nicht behebbar sind. Weitere Verzögerungen sind die Folge.
7. Dezember: Der Färbetest für die Bäderhygiene fällt negativ aus. Statt den vorgeschriebenen 15 Minuten braucht es ganze 50 Minuten, bis das Wasser wieder vollkommen klar ist.
15. Februar: In der Schwimmhalle tropft es vom Dach. Ursache unbekannt.
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