Kliniken am AKH müssen ihre Leistungen reduzieren
Es ist ein etwas kühler Willkommensgruß für die Patientinnen der Allgemeinen Gynäkologie am Wiener AKH: "Achtung Ambulanzreduktion", warnt seit wenigen Tagen ein unübersehbar großes Plakat gleich am Eingang.
Die Frauenheilkunde ist eine der ersten Kliniken, in der die aktuelle Personalnot in Österreichs größtem Spital bereits spürbare Folgen hat. Statt zwei gynäkologischer Hauptambulanzen gibt es seit Anfang April nur noch eine. Aufgenommen werden neben Notfällen nur noch Patientinnen, die an schweren, komplexen (vor allem bösartigen) Erkrankungen leiden. Frauen mit vergleichsweise banalen Krankheitsbildern werden an der Aufnahme gebeten, doch lieber eine Facharzt-Ordination oder ein Ambulatorium aufzusuchen.
"Nach Rücksprache mit der Direktion haben wir uns entschlossen, uns hauptsächlich auf unsere Spezialgebiete zu konzentrieren", erzählt Abteilungsleiter Heinz Kölbl.
Zuletzt war die Gynäkologie an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen: In den OP-Sälen fehlte das Personal, weil es sich um die überbordende Zahl an Patientinnen in der Ambulanz kümmern musste. Hintergrund des Engpasses: Wegen der Verkürzung der maximalen Arbeitszeit von 32 auf 25 Stunden können ausgerechnet am stark frequentierten Vormittag bis zu vier Arztposten nicht mehr besetzt werden. "Die Folge waren Wartezeiten von bis zu vier Stunden für die Patientinnen", erzählt Kölbl.
Seit der Umstellung Anfang April müssten nun täglich zehn bis 15 Patientinnen an andere Ambulatorien zugewiesen werden, was nicht immer ohne Reibereien abgeht. "Es werden aber immer weniger, weil sich unsere Maßnahmen bereits herumgesprochen haben", sagt Kölbl. "Für mich ist das dennoch eine ungewohnte Situation." Allerdings gehen andere Kliniken bereits einen ähnlichen Weg.
Betriebsversammlung
Unterdessen gehen die Proteste gegen die Sparmaßnahmen weiter: Einmal mehr trafen sich am Donnerstag rund 400 AKH-Ärzte zu einer Betriebsversammlung. Für Unruhe sorgte eine Liste, die die Streichung von zehn weiteren Diensten vorsieht. "Daran ist nichts dran", betont eine AKH-Sprecherin. Dennoch hat der Betriebsrat jetzt die Gewerkschaft mit ins Boot geholt, um weitere Maßnahmen zu planen.
"Wir fordern, dass die Folgen der willkürlichen Streichungen evaluiert werden", sagt Betriebsrat Thomas Perkmann. Zumindest einzelne müssten zurückgenommen werden. Sollte das Rektorat darauf nicht eingehen, seien auch Streiks "in limitierter Form" nicht mehr auszuschließen.
Univ-Prof. Peter Husslein ist Chef der Uni-Frauenklinik.
KURIER: Warum sahen Sie sich gezwungen, die Versorgung an Ihrer Klinik zurückzufahren?
Peter Husslein: Da die Ärzte jetzt nur noch maximal 25 Stunden am Stück arbeiten dürfen, fehlen uns an den Vormittagen neun Mediziner für die Patientenversorgung.
Wie sehen die Maßnahmen im Detail aus?
Bei jeder Patientin wird hinterfragt, ob sie auch wirklich auf eine spezialisierte Uniklinik gehört. Wir versorgen daher jetzt nur noch Patientinnen, die komplexe Beschwerden aufweisen, Teil einer Studie sind oder Fälle, die für die Ärzteausbildung wichtig sind. Aus diese Weise haben wir etwa die Anzahl der Geburten-Anmeldungen bereits um zehn bis 15 Prozent reduziert. Notfälle werden aber keine abgewiesen.
Ist die Leistungsreduktion kein Armutszeugnis für das AKH?
Es ist besser, weniger Patienten gut zu behandeln, als viele schlecht. Und es gibt ja noch die Gemeindespitäler und die Ordination, wo Patienten mit weniger komplexen Problemen behandelt werden können.
Donnerstag trafen sich die AKH-Ärzte zu einer Betriebsversammlung. Haben Sie Verständnis für ihren Protest?
Die Ärzte müssten sich mit der Gemeinde zusammensetzen. Nur sie kann das Problem lösen. Fakt ist: Das Rektorat der MedUni hat kein Geld. Und sein vordergründiges Ziel kann nicht die allgemeine Patientenversorgung sein.
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