Klimaschutz: Landtag beschloss Aktionsplan "Wien isst G.U.T."

In Wiens Pensionistenwohnhäusern wird auch schon bisher regionales Gemüse verarbeitet.
Die Initiative zielt auf gesunde, nachhaltige Ernährung, Tierwohl-Standards sowie die Reduktion von Lebensmittelabfällen ab.

Einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln hat sich die Stadt Wien auf die Fahnen geschrieben. Im Landtag wurde deshalb nun mit ungewohnter Einigkeit von allen Parteien der Aktionsplan "Wien isst G.U.T." beschlossen. Die Abkürzung steht für Gesund/Genussvoll - Umwelt/Klima - Tierfair.

Umgesetzt wird der Aktionsplan, der im Wesentlichen auf saisonalen, regionalen und biologischen Lebensmitteln, möglichst hohen Tierwohlstandards und der Vermeidung von Lebensmittelabfällen basiert, im eigenen Wirkungsbereich der Stadt. Also bei der Versorgung von Schulen, Kindergärten, Seniorenwohnhäusern und Spitälern - wo insgesamt pro Tag 100.000 Speisen ausgegeben werden.

Weiters unterstützt die Stadt Projekte und Initiativen in der Zivilgesellschaft und in der Gastronomie sowie die Produzenten selbst. "Das Wichtige ist, dass alle gemeinsam auf die gesamte Wertschöpfungskette achten, betont Karin Büchl-Krammerstätter, Chefin der Wiener Umweltschutzabteilung (MA22), unter deren Federführung der Aktionsplan erstellt wurde.

85 Prozent Bio-Anteil

Dabei war Wien in puncto Lebensmittelverantwortung auch schon bisher nicht untätig. So beträgt der Bio-Anteil bei den Milchprodukten in den Kindergärten etwa bereits 85 Prozent. In den städtischen Küchen wird zudem regionales Obst und Gemüse verarbeitet, auf Gentechnikfreiheit Wert gelegt und artgerechte Tierhaltung in der Lebensmittelproduktion vorausgesetzt. 

Zudem hat man sich die weitere Reduktion von Lebensmittelverschwendung zum Ziel gesetzt. Der Grund: In Wien landen aktuell zirka 25 Prozent der zuvor teuer eingekauften Lebensmittel ungenützt im Müll. Hier will Umwelt-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ansetzen: Bis 2030 visiert sie die Reduktion der Verschwendung um 25 Prozent und bis 2050 um 50 Prozent an.

Um sich als Klimaschutz-Musterstadt zu positionieren, setzt die Stadt im Rahmen des "Wien isst G.U.T."-Aktionsplans nun mehrere Schwerpunkte. So bekennt man sich bei Einkauf und Verarbeitung unter anderem klar zu hochwertigen, gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln. Für Produzenten werden punkto Haltung, Transport und Schlachtung zudem Mindestkriterien festgeschrieben. Das betrifft zum Beispiel die ausschließliche Verwendung von Bio- und Freilandeiern, erklärt Büchl-Krammerstätter.

Mitarbeiter der Stadt erhalten darüber hinaus Schulungen zu Beschaffung, Zubereitung und Ausgabe von Lebensmitteln; der Anteil von Lebensmittelabfällen wird in öffentlichen Einrichtungen weiter reduziert und die Bioquote wird weiter erhöht.

Freude bei Tierschützern

Über den Schulterschluss im Landtag freut man sich auch bei den "Vier Pfoten", einer der Partnerorganisationen im Rahmen des Aktionsplans. „Das ist ein starkes Signal für mehr Tier- und Klimaschutz“, sagt Kampagnenleiterin Martina Pluda. „Denn die öffentliche Beschaffung ist ein großer Hebel für die Lenkung der österreichischen Landwirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit und Transparenz.“

Die "Vier Pfoten" arbeiten schon länger für mehr Tierwohl bei der Beschaffung für öffentliche Kantinen. „Unser ,Tierschutz-kontrolliert'-Gütesiegel mit seinen strengen Richtlinien für unterschiedliche Tierarten und zu Haltung, Transport und Schlachtung gilt außerdem in den Ausschreibungskriterien von ,Wien isst G.U.T.' als akzeptierter Standard für die tierischen Produkte“, so Pluda.

Gerade öffentlichen Einrichtungen komme eine besondere Verantwortung zu. „Sie haben einerseits mit ihrer Kaufkraft viel Einfluss auf den Markt, andererseits selbstverständlich auch eine gewisse Vorbildwirkung auf die Bürgerinnen und Bürger."

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