Mehr Sommertage
Jene, die sich schon zurücklehnen wollten, mit dem Hinweis, dass der Klimawandel im gefühlt milden Frühjahr abgesagt wurde, muss sie enttäuschen: „Unserer Messungen beweisen das Gegenteil.“ Wird etwa ein Acker in Gewerbefläche umgewandelt, folgt langfristig ein Plus von zwölf Sommertagen (25 Grad Celsius oder mehr) pro Jahr.
Grundsätzlich ist Brigitta Hollosi mit den Klima-Aktivitäten in Wien nicht unzufrieden: „Es wird vernetzt gehandelt.“ Auch der Austausch von wissenschaftlichen Daten habe sich zuletzt deutlich verbessert.
„Cool“ findet die Stadtklima-Spezialistin das Wohnbauprojekt der ersten BiotopCity in Wien, am Wienerberg: „Weil dort mit Dach- und Fassadenbegrünungen, neuen Bäumen und Sträuchern, Grünflächen, Urban Gardening und Regenwassernutzung die Biodiversität gefördert und die Lebensqualität der Bewohner erhöht werden kann.“
Der Idee, in Favoriten einen grünen Superblock wie in Barcelona zu errichten, also Verkehr zu beruhigen und Grünraum zu schaffen, kann die Mitarbeiterin von GeoSphere Austria auch etwas abgewinnen. Bremst aber zu hohe Erwartungen: „Um einen moderaten Kühlungseffekt von eineinhalb Grad Celsius zu erzielen, reicht ein einzelner Block nicht aus. Da müsste man das Konzept auf alle blockrandbebauten Bereiche im Bezirk ausdehnen.“
Für Brigitta Hollosi vorbildlich ist eine Entsiegelungsoffensive in Kopenhagen, wo Straßen und Parkplätze im großen Stil begrünt, wasserdurchlässige Pflastersteine verlegt und drei Millionen Bäume neu gepflanzt werden. Ebenso gut findet sie das Regenwasser-Management in der US-Stadt Portland.
Gute Ansätze sieht die Klimaforscherin auch in Hamburg, wo ein flächendeckendes Netz an Grünanlagen geschaffen werden soll, wobei sich Wien diesbezüglich nicht verstecken muss: „Hier lautet die Vorgabe im neuen Leitbild Grünräume, dass jeder Bewohner und jede Bewohnerin der Stadt im Umkreis von 250 Metern von der Wohnung eine Grünfläche vorfinden soll.“
Wien vor Budapest
Womit sich auch ein Kreis schließt: Brigitta Hollosi schätzt die Lebensqualität in Wien. Zwar ist sie vor zwei Jahren aufs Land gezogen. Doch im Vergleich mit Budapest, wo sie studiert hat, sieht sie Wien voran: „Zu den natürlichen Vorteilen der Stadt kommen auch solche, die menschgemacht sind.“
Auf die Frage nach ihrem Lieblingsplatz in Wien erklärt sie: „Ich komme gerne mit der Bahn nach Heiligenstadt und gehe dann zu Fuß rauf in mein Büro auf der Hohen Warte. Dort ist es immer spürbar kühler.“
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