Das Besondere: Während eine Pädagogin in Familiengruppen für 20 gleichzeitig anwesende Kinder die Aufsichtspflicht hat, kann sich die Ehrenamtliche oft nur einem einzigen Kind oder auch mal zweien widmen. Zum Beispiel, wenn sie mit Stephan ein Buch anschaut, während Elias etwas übermüdet auf ihrem Schoß Zuflucht findet.
So nebenbei werden da ganze Wortfelder erarbeitet: Im Buch über die Farben gibt es nicht nur einfach rot, gelb und blau, sondern auch ein "Feuerwehrrot", ein "Himmelblau" oder "Sonnenblumengelb".
Während Oberndorfer ein wenig später mit Marlen die Farben anschaut, achtet sie darauf, in einer komplexeren Sprache mit ihnen zu sprechen und nicht nur in Zweiwortsätzen. Das macht sie auch bei Alltagsaktivitäten wie dem Essen. "Wenn ein Kind mich fragt: Kann ich?", antwortet Oberndorfer: "Möchtest du noch einen weiteren Schöpfer Suppe haben?"
Stunden, die es sonst nicht gäbe
Auch dass die Kleinen Wörter wie "Bitte" und "Danke" selbstverständlich verwenden, ist ihr wichtig. Das Schöne: Als als Ehrenamtliche unterstützt sie das Team mit ein paar Extra-Stunden, die es sonst nicht gäbe. Und sie kann sich den Wünschen der Buben und Mädchen annehmen. "Wir spielen dann Uno oder bauen gemeinsam einen Turm mit Bauklötzen. Auch dabei spreche ich immer darüber, was wir gerade machen."
Im Garten
Sobald es wärmer wird, gartelt die Pensionistin mit den Kindern: "Es macht mir Freude zu beobachten, wie sie die ersten Früchte ernten", erzählt sie. Angebaut werden auch Kräuter: "Wir riechen gemeinsam dran, und ich erkläre ihnen, dass man das auch essen kann."
Gabriele Oberndorfer genießt offensichtlich die Zeit im Kindergarten: "Schauen Sie mal, wie das Mädchen konzentriert dasitzt und das Blatt in Schnipsel schneidet", freut sie sich. Sie erkennt bei ihr eine Entwicklung, wie sie sie bereits bei vielen Kindern gesehen hat. "Manche mussten vom Kindergartenteam noch gewickelt werden, als sie in den Kindergarten kamen. Dann habe ich sie erlebt, wie sie erstmals selbstständig aufs Klo gingen. Auch ihre ersten Schritte oder ihre ersten Worte habe ich miterlebt – das ist einfach großartig", ist sie begeistert.
Gemeinsame Erlebnisse wie ein Ausflug zum Kartoffelbauern schweißen ebenso zusammen. „Wir sind gemeinsam auf einem Traktor gesessen“, rief ihr Elena ihr ein paar Wochen später begeistert zu.
Nicht die Einzige
Oberndorfer ist eine von derzeit 17 Ehrenamtlichen, die bei Kiwi (Kinder in Wien) sich regelmäßig mit den Kleinen beschäftigt. Tamara Fichtinger, die die Freiwilligenarbeit koordiniert, hofft, dass es bald noch mehr werden. "Viele Menschen, die in Pension gehen, wollen noch etwas Sinnvolles machen – mit Mitte 60 oder mit 70 ist man ja noch nicht alt."
Als Unterstützung gibt es für alle Ehrenamtlichen ein Treffen pro Quartal: "Da sprechen wir darüber, wie man auf Kinder zugehen kann oder auch über das Kinderschutzgesetz, das es seit Kurzem gibt." Und natürlich gibt es in jeder Gruppe noch die Pädagogin, an die man sich wenden kann.
*Namen von der Redaktion geändert
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