Kinder in "Auszeit-Räumen" eingesperrt: Heim musste schließen

Die MA 11 griff ein (Symbolbild)
Simmering. Sozialpädagogin informierte Jugendamt über die Missstände, das die Einrichtung kontrollierte und die Kinderanwaltschaft einschaltete.

Eine Betreuerin aus dem betroffenen St. Rafael-Kinderheim in Wien-Simmering brachte den Fall ins Rollen. Die Pädagogin hatte sich in einem eMail an das Jugendamt gewandt, weil "Kinder in sogenannten Auszeiträumen eingesperrt wurden", berichtete das Ö1-Morgenjournal.Die MA 11 hatte daraufhin die Einrichtung kontrolliert, die Mitarbeiter zur Rede gestellt sowie Dienstprotokolle überprüft. Auch die Jugendanwaltschaft hatte sich eingeschaltet. Herta Staffa, Sprecherin des Jugendamtes, bestätigt den Vorfall. "Der Fall ist wegen der Mitarbeiterin im März aufgeflogen. Man kann in Ausnahmesituationen einen anderen Raum benützen, aber Einsperren ist kein pädagogisches Mittel."

Die Anlässe für diese Methoden sollen laut MA 11 "Konflikte und Streitereien" gewesen sein, bei denen die Pädagogen nicht mehr weiter wussten. Der "Auszeitraum" sei ein Art Medienraum gewesen, der eine Glastür hatte und in den man von außen hineinschauen konnte. Dieses Konzept soll von der Heimleitung angeordnet gewesen sein. Die nicht mehr zeitgemäßen Praktiken hätten laut Staffa aber nicht alle Mitarbeiter angewandt.

Der Betreiber, der Orden der Benediktinerinnen der Anbetung, und das Jugendamt hatten sich nach mehreren Gesprächen darauf geeinigt, das Heim im Mai zu schließen. 18 Kinder sind in andere Wohngemeinschaften übersiedelt worden.

Sturz aus Fenster

Es ist nicht das erste Mal, dass die Einrichtung für Schlagzeilen sorgt. Vor knapp drei Jahren stürzte ein zehnjähriges Mädchen aus einem Badezimmer-Fenster und wurde dabei schwer verletzt. Auch eine Mutter erhob schwere Vorwürfe, weil ihr neunjähriger Sohn von einer Betreuerin "grün und blau" geschlagen worden sein soll. Die Frau erstatte Anzeige.

Es ist auch nicht das erste sozialpädagogische Wohnheim, das dieses Jahr geschlossen werden musste. In einer Einrichtung der Diakonie in Wien-Hernals, in der behinderte Kinder betreut wurden, hatte es mehrere Jahre Missstände gegeben. Wie berichtet, sollen die Vorgänge in dem Wohnhaus schon lange nicht mehr den Vorgaben entsprochen haben. Ein Verfahren wegen Vernachlässigung läuft noch.

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