KH Nord: Manager schiebt Schuld auf Vorgänger und Architekten ab

KH Nord: Manager schiebt Schuld auf Vorgänger und Architekten ab
Ex-Direktor Udo Janßen beklagt massiven Einfluss der damaligen Stadträtin Wehsely.

Großer Medienandrang herrschte am Dienstag im Rathaus bei der 9. Sitzung der U-Kommission zum Krankenhaus Nord. Schließlich war mit Udo Janßen, Ex-Generaldirektor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), eine der Schlüsselfiguren im Drama um den Spitalsbau in Floridsdorf als Zeuge geladen.

Zuletzt hatten mehrere Zeugen darauf hingewiesen, dass erst unter seiner Verantwortlichkeit (ab Ende 2013) das Bauprojekt außer Kontrolle geraten war.

In der knapp vierstündigen Befragung holte Janßen zum Gegenschlag aus und versuchte die Verantwortung für Kostenexplosion und Verzögerungen den anderen Beteiligten zuzuschieben. „Projekte eskalieren dann, wenn in einer frühen Phase Fehler gemacht werden. Das ist wie bei einer Laufmasche, wenn man einen Pullover häkelt“, sagte Janßen. Schon bei seinem Amtsantritt sei er mit „eklatanten Defiziten“ konfrontiert gewesen, betonte er und verwies auf einen Quartalsbericht der begleitenden Kontrolle von Ende April 2014. Demnach sei damals schon ein Kostenanstieg auf über eine Milliarde Euro und eine Bauzeitverlängerung um neun Monate vorgelegen. „94 Prozent der Leistungen waren zu diesem Zeitpunkt schon beauftragt. Es ging um möglichst rasche Schadensbegrenzung“, erläuterte der Ex-KAV-Manager.

Freilich: Die FPÖ hielt Janßen ein internes Papier entgegen, wonach sein Vorgänger als KAV-Direktor (Wilhelm Marhold) die Führung des Spitalsträgers schon im Dezember 2013 an Janßen übergeben habe. Laut damaligen Aktenvermerken habe sich das Projekt sehr wohl noch im Zeit- und Kostenrahmen befunden.

Auch der für das Projekt verantwortliche Architekt Albert Wimmer wurde von Janßen in die Ziehung genommen: „Laut Bericht der begleitenden Kontrolle gab es Verwerfungen zwischen ihm und den ausführenden Firmen auf der Baustelle aufgrund von Fehlern in den Plänen. Wimmer war also nicht das Opfer, sondern ein Mitbestandteil dieser Situation.“

Möglicher Baustopp

Janßen berichtete auch über den möglichen Baustopp, der Anfang 2014 nach der Pleite einer der Fassadenfirmen erörtert wurde. Letztlich habe man sich dagegen entschieden. „Ansonsten würden wir heute über eine Bauruine sprechen, die in der Landschaft steht“, ist der 2017 vorzeitig freigestellte Manager überzeugt.

Schließlich kam die Rede auf die politische Einflussnahme auf den KAV und das Bauprojekt. So war Janßen eine ehemalige VSStÖ-Funktionärin und enge Vertraute der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) als Assistentin beiseitegestellt worden. Er habe sie als Person und Assistentin durchaus geschätzt, dennoch konnte es sich Janßen nicht verkneifen, ihre Rolle mit jenem eines „Polit-Offiziers“ in der DDR zu vergleichen. Janßen beklagte die Einflussnahme der Stadträtin, die „ein vernünftiges Management beeinträchtigt“ habe. „Auch wenn es sicher nicht ihr Ziel war, einen Schaden zu verursachen.“

Der zweite Zeuge, der frühere technische KAV-Direktor Thomas Balazs, folgte Janßens Argumentationslinie. Für die Probleme sei unter anderem Architekt Wimmer verantwortlich gewesen. Die Abweichung zwischen der laut Balazs mangelnden Entwurfsplanung und der Ausführung seien rund zwei Drittel der Mehrkosten entstanden.

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