KAV-Managerin stolpert über skurrilen Energetik-Auftrag

Besuch des noch in Bau befindlichen Krankenhaus Nord des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) in der Brünnerstraße in Wien am 06.03.2018
Nach Auftrag über 95.000 Euro an Bewusstseinsforscher zieht der KAV die Reißleine.

Die Pannenserie auf der Baustelle Krankenhaus Nord in Floridsdorf ist um eine skurrile Facette reicher: Am Donnerstag wurde die so genannte Programmleiterin des Spitals mit sofortiger Wirkung abgezogen, teilt Herwig Wetzlinger, Direktor des Krankenanstaltenverbunds (KAV), mit.

Der Auslöser für diesen Schritt: Im Zuge des Baus wurde Ende vergangenen Jahres ein selbst ernannter "Bewusstseinsforscher" um 95.000 Euro beauftragt, der am Grundstück unter anderem "Energieflüsse gereinigt" hat. Weitere seiner Aufgaben umfassten laut einem Leistungsprotokoll die "Anhebung der Schwingungen auf das höchstmögliche Niveau". Zudem war in dem Protokoll von einem möglichen "Schutzring" rund um das Gebäude die Rede, um das Haus vor negativen Energien abzuschirmen.

Wie es genau zu diesem skurrilen Auftrag kam und wer daran beteiligt war, ist jetzt Gegenstand der internen Untersuchungen im KAV, schildert Wetzlinger. Klar ist jedenfalls, dass die jetzt abgezogene Programmleiterin den Auftrag unterzeichnet hat. Wetzlinger spricht in diesem Zusammenhang gegenüber dem KURIER von einem "erheblichen Vertrauensverlust". Er habe die Kollegin bereits zu einem klärenden Gespräch zitiert. "Ihre Argumentation will ich nicht bewerten. Ich habe meine persönliche Meinung dazu", sagt der KAV-Chef.Interne Prüfung Weiters wurde die interne Revision eingeschaltet, um unter anderem die Zweckmäßigkeit der Vergabe zu prüfen. Es werden alle Aufträge untersucht, die durch die Mitarbeiterin erfolgt sind. Zudem wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Als dritten Schritt hat der KAV eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. "Mit dieser Maßnahme soll sichergestellt werden, dass kein strafrechtlich relevanter Tatbestand vorliegt", schildert Wetzlinger. Theoretisch denkbar wäre zum Beispiel der Vorwurf der Untreue.

Laut Wetzlinger gebe es derzeit keinen Hinweis auf ähnlich gelagerte Fälle. Er spricht von einer in ihrer Form einzigartigen Leistung, "die trotz Einhaltung der internen Kontrolle passiert" sei. KAV-Kennern kommt diese Darstellung merkwürdig vor. In ihren Augen sei es gut möglich, dass es sich beim derart raschen Abziehen der Programmleiterin lediglich um ein Bauernopfer handelt. "Natürlich hat die Mitarbeiterin den Auftrag unterschrieben, erfahrungsgemäß sind aber auch höhere Stellen involviert, wenn es um derart hohe Geldsummen geht." Das Versagen sämtlicher interner Kontrollinstanzen würde ebenfalls in diese Richtung weisen, schildert der KAV-Insider.

"Einfacher Segen"

Die FPÖ kündigt bereits juristische Schritte an: Konkret prüft sie eine Sachverhaltsdarstellung wegen Untreue. Weiters will sie die Causa auch in der von ihr geplanten Untersuchungskommission zum Krankenhaus Nord thematisieren.

Auch von unerwarteter Seite gab es am Donnerstag Ratschläge für die Spitalsmanager: "Ein einfacher Segen wäre günstiger gewesen", twittere die Erzdiözese Wien.

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