Katerstimmung im ÖH-Cafe

Katerstimmung im ÖH-Cafe
443.000 Euro ließ sich die ÖH das „diskriminierungsfreie“ Café Rosa kosten, das nun in wirtschaftliche Turbulenzen geraten ist.

Frauen, Mädchen, Lesben vereinigt euch“, ist an die Wand des Café Rosa in der Währinger Straße gepinselt. Dieser Appell droht freilich schon bald ungelesen zu verhallen: Das erst im Vorjahr von einem Verein, der der ÖH der Uni Wien unterstellt ist, gegründete „diskriminierungsfreie“ Studentenbeisl steckt in gröberen finanziellen Schwierigkeiten.

Der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) wittert die Veruntreuung von ÖH-Geldern und hat Anzeige erstattet. Auch das Wissenschaftsministerium nimmt das trudelnde Beisl unter die Lupe: Mit der Gründung eines Betreibervereins, so der Verdacht, könnte die an sich nötige Genehmigung durch das Ministerium umgangen worden sein.

Das Café wurde im Mai 2011 als „feministisches, antirassistisches, antiklerikales, antiheteronormatives und antikapitalistisches“ Projekt eröffnet. Mit fairen Preisen (ein Krügerl Bier um 2,20 €, der naturtrübe Birnensaft um 2 €) – und ohne Konsumzwang. Mehr als 443.000 Euro an ÖH-Geldern flossen in das Beisl, davon allein 165.000 Euro für die Ablöse und 80.000 Euro für den Umbau.

Ideal versus Realität

Doch die antikapitalistische Rechnung ging nicht auf: „Nach einem allzu idealistischen Anspruch hat uns die materialistische Realität eingeholt“, umschreibt Julia Kraus vom Kommunistischen Studentenverband die Misere elegant. Man habe auch mit einer höheren Dichte an Veranstaltungen gerechnet, ergänzt Jakob Zerbes vom SPÖ-nahen VSStÖ. Zu den wenigen bisher zählte etwa ein „Screening von (queer) feministischen Pornos“.

Etwas klarer bringt es Kellnerin Julia auf den Punkt, die sich abends um die nur spärlich eintrudelnden Gäste kümmert: „Die Preise waren zu niedrig, die Lohnkosten zu hoch.“ Zu allem Unglück wurden auch noch zwei der Geschäftsführerinnen fast zeitgleich schwanger.

Jetzt ziehen die Betreiber die Notbremse: Mitarbeiter wurden gekündigt und durch Ehrenamtliche ersetzt. Derzeit sucht man nach einem Lokalbetreiber, der die geschäftliche Führung des Cafés übernimmt, für die politische Bespielung will die ÖH weiter selbst sorgen.

Alles sauber?

Den Untreue-Vorwurf will man nicht auf sich sitzen lassen: „Niemand hat sich persönlich be­reichert“, beteuert ÖH-Funktionärin Jasmin Rückert. Und bei der Gründung des Vereins habe man sich rechtlich abgesichert.

Stammgast Vera Schwarz würde das Ende des Café Rosa jedenfalls bedauern: „Es kann gar nicht genug solcher Räume abseits des Mainstreams geben“, sagt die Politikwissenschaft-Dissertantin. „Es stellt sich aber die Frage“, sagt hingegen Online-Redakteur Andreas, „ob die ÖH so ein Projekt betreiben soll. Schließlich soll sie ja alle Studenten vertreten.“

Altes AKH - Kampf um Kindergarten

Während das Café Rosa trudelt, kämpfen Eltern für den Erhalt des Kindergartens auf dem Uni-Campus Altes AKH. Wie berichtet, will die ÖH die Förderung der Einrichtung mit 67 Plätzen einstellen. Die Kritik: Bei der Vergabe kämen längst nicht mehr nur Kinder von Studenten zum Zug.

Eltern haben jetzt 2000 Unterstützungserklärungen gesammelt. Karin Wilfings­eder, Betriebsrätin im Kindertagesheim: „Nicht nur die Betreuungsplätze sind gefährdet. Es geht auch um elf Arbeitsplätze.“ Am 23. März soll das weitere Schicksal des Kindergartens im ÖH-Parlament entschieden werden.

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