Das Unheil nahm am Donnerstag seinen Lauf: zackzack.at veröffentlichte einen Erlass aus dem Justizministerium, demzufolge Mahrer in der Causa Wienwert angeklagt werden soll, der KURIER berichtete.
Dass am Freitag Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, seinem Parteichef über die Presse ausrichtete, dass „es eine sehr ernste Situation ist, die der Parteiobmann unterschätzt, wenn er glaubt, wir gehen zur Tagesordnung über“, klingt wie eine gefährliche Drohung – und ist es angesichts des Einflusses Rucks vermutlich auch.
„Unterirdische Stimmung“
Am Montag finden auf Anfrage mehrere Funktionärinnen und Funktionäre deutliche Worte – namentlich genannt werden will allerdings keiner. Diesen Freitag steht bei der ÖVP die Listenerstellung an, allzu sehr öffentlich aus dem Fenster lehnen ist also schwierig. Die Stimmung sei „unterirdisch“, heißt es aber im Off und: „Ich kenne niemanden, der hochmotiviert in diesen Wahlkampf geht.“
Ein anderer findet es unverständlich, dass Mahrer nicht zurücktritt. „Laut seiner Vita müsste er eigentlich für Gerechtigkeit stehen, immerhin war er Landespolizeivizepräsident.“
Mahrer sieht das selbstverständlich anders: „Ich trete nicht zurück, weil ich unschuldig bin“, erklärt er im KURIER-Gespräch. Er wolle sich allerdings allen notwendigen Diskussionen stellen. Zudem wolle er nicht stehen lassen, dass die Stimmung so schlecht sei: „Viele beurteilen die Situation genauso wie ich.“
Eine Unterstützerin ist etwa Ingrid Korosec, Landesparteiobmann-Stellvertreterin und Präsidentin des Seniorenbunds, die am Wochenende zur Verteidigung ausrückte: „Wir haben schon viele Anklagen erlebt, wo nichts herausgekommen ist.“
Beschwerde in Floridsdorf
Unterdessen bröckelt es nicht nur auf Landesebene, auch auf Bezirksebene holen Mahrer die Geister ein, die er rief. Wie der KURIER erfuhr, wurde beim Landesschiedsgericht, einem internen Gremium, vergangene Woche eine Beschwerde eingebracht. Dabei geht es um Bezirksparteiobmann Leo Wassiq.
Kurz vor dessen Wahl 2023 war es zu einem merkwürdigen Zustrom an neuen Parteimitgliedern gekommen – mutmaßlich von „Familienclans und fremdländischen Freunden“ des afghanischstämmigen Wassiq.
Das sorgte damals medial für Aufruhr, die Aufregung ebbte aber zunächst ab. Doch dass Mahrer damals keine Konsequenzen gezogen hat, sondern Wassiq vielmehr stützte, hat bis heute verbrannte Erde hinterlassen, ist im Bezirk zu hören.
Nachdem bei den Grünen Gemeinderat Ömer Öztas ebenfalls Gefolgsleute eingeschleust haben soll, um seine Wiederwahl zu sichern, wurde dieser erst vor wenigen Wochen suspendiert. Das Fazit eines Funktionärs: „Die Grünen haben ihre Partei besser im Griff.“
Namen fehlen auf der Liste
Die Listenerstellung für die ÖVP Floridsdorf, die schon vergangene Woche über die Bühne gegangen ist, bietet ebenfalls einiges an Zündstoff. Weder die beiden amtierenden Gemeinderäte noch der stellvertretende Bezirksvorsteher stehen darauf.
Letzterer ist Christian Klar, medial kein Unbekannter. Als Schuldirektor scheut er sich nicht vor klaren Ansagen zu Gewalt und Radikalisierung im Bildungsbereich, ein Kernthema der Wiener ÖVP. Dass er nicht auf der Liste steht, habe er per Mail erfahren, sagt er auf KURIER-Anfrage. „Die Umgangsformen sind schon sehr überraschend.“ Hätte man mit ihm vorher ein ehrliches Gespräch geführt, „hätte ich mit meinem Namen den Wahlkampf unterstützt“.
Keine Alternative
Trotz aller Aufregung spricht ein entscheidender Punkt dafür, dass Mahrer trotz aller Querelen zum Spitzenkandidaten gekürt wird: Einen logischen Nachfolger gibt es nicht. In allen vertraulichen Gesprächen wird kein einziger Name genannt. „Zehn Wochen vor der Wahl gehen wir nicht gerade über vor Shooting Stars“, sagt eine Funktionärin zynisch. Zudem sei die Bekanntheit Mahres gestiegen. Die Zeit bis zur Wahl sei zu kurz, um jemand Neuen aufzubauen.
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