Kardinal-Nagl-Park eröffnet: Ein Platz zum Sitzen
87 Sitzbänke und vier große Sitzflächen stehen am Kardinal-Nagl-Park. Bänke hat es hier schon immer viele gegeben. In den letzten Monaten sind aber noch weit mehr dazugekommen. Der „Kardi“ – wie der Park von den Anrainern liebevoll genannt wird – ist vor Kurzem einer Umgestaltung unterzogen worden.
Über viele Wochen hinweg hieß es für die Anrainerinnen und Anrainer: „Außen herum!“. Der Weg zur gleichnamigen U-Bahn-Station Kardinal-Nagl-Platz musste den hohen Bauzäunen entlang beschritten werden. Nun aber wurde die neue, grüne – frisch gemähte – Pracht des umgestalteten Parks präsentiert.
Kardinal Nagl
Der katholische Priester Franz Xaver Nagl war von 1911 bis 1913 Erzbischof von Wien. Unter anderem veranlasste er den Umbau und die Erweiterung eines Waisenhauses am Alsergrund. Nach seinem Tod wurden der Platz und der gleichnamige Park in der Landstraße nach ihm benannt
Umgestaltung
Die Sanierungsarbeiten am Kardinal-Nagl-Platz wurden schon 2020 angekündigt. Nach mehreren Monaten sind die Bauarbeiten Mitte September zu Ende gegangen. Der Park kann von nun an wieder genutzt werden
Direkt an der U3, der Erdbergstraße und dem Rabenhof gelegen ist er einer der meistfrequentierten Plätze im dritten Bezirk. An hohen Besucherzahlen – auch wenn viele nur Durchzugsgäste waren – erfreute sich der 8.000 Quadratmeter große Park also schon lange. Freie Sitzbänke zum Ausruhen waren deshalb regelrecht Mangelware.
Ort des Miteinanders
Die Beliebtheit des Platzes stand im Gegensatz dazu aber immer wieder infrage. Zu dicht bewachsen, zu dunkel, zu uneinsehbar hat man in Bezug auf den Platz immer wieder gehört. Noch dazu ist das Klientel im Park nur allzu oft wenig sorgsam mit dem „Kardi“ umgegangen: Müll ist allzu oft auf dem Boden gelandet. Rund um Silvester verwandelte sich der Park in eine Arena für Feuerwerk-Liebhaber; zu jeder Uhrzeit mussten sich die Besucher und Passanten vor den Böllern in Acht nehmen. Und dem im Frühling aufgestellten Kunst- und Bücherschrank konnte man beim Zerstört-Werden regelrecht zusehen.
Nichtsdestotrotz war und ist der Kardinal-Nagl-Park ein Ort des Miteinanders. Geschäftsleute und Kleinkind-Mamas nutzen den Park ebenso wie Obdachlose. Unterschiedlichste Sprachen, Kulturen, Schichten – kurz unterschiedlichste Menschen treffen hier aufeinander.
Und genauso unterschiedlich seien die Bedürfnisse gewesen, die die Bevölkerung in einem dem Umbau vorangegangenen Bürgerbeteiligungsverfahren äußerte, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). „Die Anforderungen haben der einer Eier legenden Wollmilchsau entsprochen. Vom Kleinkind-Spielplatz über ein Wasserspiel bis hin zu mehr Grün wurde gewünscht.“
Geworden sei es schlussendlich ein Mix. Nicht aber einer, der den Park in unterschiedliche Sektoren unterteilt, sondern ein offener Platz, an dem das eine an das andere grenzt. Eine Wildblumenwiese gibt es am Kardinal-Nagl-Park deshalb nun genauso wie einen Kleinkinder-Spielplatz oder mehrere Beerensträucher.
Die Graffiti-Wand blieb erhalten. Allerdings müssen sich die Künstler das Eck mit den Sportbegeisterten teilen: Eine Calistenics-Anlage steht nun dort. Hinter dem Wortungetüm versteckt sich allerdings kein riesiger Fitness-Bereich, sondern eine Konstruktion aus mehreren Eisenstangen, die für Eigenkörperübungen genutzt wird.
Die Hundezone wurde ebenso renoviert wie die bestehenden Pavillons. Begrünt wurden diese Objekte mit Kletter- und Schlingpflanzen. Der Baumbestand konnte erhalten werden, heißt es; sechs neue Bäume seien sogar dazugekommen. Neu sind natürlich auch die aus – noch – hellem Holz bestehenden Sitzgelegenheiten.
Erfrischung sollen im Sommer ein Wasserspiel und Nebelduschen bringen. Durstigen Parkbesuchern stehen von nun an zwei Wasserbrunnen zur Verfügung.
Besonderen Wert habe man aber auf den Boden gelegt, sagt Erich Hohenberger (SPÖ), Bezirksvorsteher in der Landstraße. „Bei Wind hatte man den früheren sandigen Straßenbelag immer in den Augen.“ Der neue, helle Pflasterbelag soll dieses Problem lösen – und noch dazu die barrierefreie Begehbarkeit verbessern.
Mehr Licht
Für mehr Licht soll aber nicht nur der helle Boden, sondern auch die neue LED-Beleuchtung sorgen. Mit seinen hellen Elementen und der offenen Struktur soll der Park nun freundlicher wirken und zum Bleiben einladen.
Rund eine Million Euro hat die Stadt in das Projekt „Kardi“ investiert. Ob es gelungen ist, den Park so aufzuwerten, dass die vielen Sitzbänke von nun an immer voll sein werden, bleibt abzuwarten.
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