Justizbeamter packt über Handy-Schmuggel aus

Justizbeamter packt über Handy-Schmuggel aus
Gefängnisaffäre: Drogen mit Sex „bezahlt“.

Der Vorsitzende der Justizwache-Gewerkschaft Albin Simma fürchtet, dass in der Haftanstalt Wien-Josefstadt demnächst „eine Bombe platzt“. Handys und Drogen dürften von Bewachern ins Gefängnis geschmuggelt worden sein. Ein Kollege wurde bereits suspendiert, weitere könnten folgen.

Es begann vor fast einem Jahr. Damals hatte eine Justizwachebeamtin etwas loswerden wollen: Zigaretten, Geld, Handys, Medikamente und Kokain würden durch Bekannte von Insassen im Stiegenhaus zwischen Justizanstalt und angeschlossenem Fortbildungszentrum hinterlegt und von Justizwachebeamten an die Gefangenen ausgehändigt. Nicht ohne Gegenleistung: Weibliche Häftlinge hätten mit Liebesdiensten „bezahlt“, aber es sei auch Schmiergeld geflossen.

Einige Insassinnen wurden inzwischen vernommen und bestätigten zum Teil, dass es Sex mit Bewachern für Kokain-Lieferungen gegeben hat. Ein Beamter steht unter dringendem Verdacht; er wird von Anwalt Christian Werner vertreten und bestreitet die Vorwürfe.

Ein anderer Beamter aus dem Wachzimmer der Justizanstalt Josefstadt ist inzwischen suspendiert, nachdem er gestanden hat, mindestens zehn Handys und andere Dinge ins Gefängnis geschleust zu haben. Man war ihm mittels Telefonüberwachung bereits auf der Spur. Der Bewacher mit dem Spitznamen „Elvis“ packt vor der Polizei gerade aus. Die Frage, ob weitere Suspendierungen anstehen, will Christian Timm von der Vollzugsdirektion nicht beantworten: „Ich will keine falsche Fährte legen.“ Weshalb ein Schmuggel in solchem Stil nicht rechtzeitig auffliegt, erklärt Timm so: „Insassen dürfen nur bei konkretem Missbrauchsverdacht mit körperlicher Entblößung durchsucht werden. Und um Mitarbeiter zu durchsuchen, braucht es einen noch konkreteren Verdacht.“

Privatkrieg

Nach wie vor offen ist der nebulose Verdacht gegen den prominenten Strafverteidiger Werner Tomanek, geäußert von der Aufdecker-Justizwachebeamtin, die sich nach Korneuburg versetzen ließ: Der Anwalt soll Beamte bestochen haben, damit diese für seine Mandanten Kokain und Handys ins Gefängnis einschleusen. Tomanek ist über diesen Vorwurf erbost und führt einen Privatkrieg mit der Staatsanwaltschaft. Man verweigert seinem von ihm beauftragten Konzipienten Akteneinsicht. Tomanek solle sich einen Anwalt nehmen, dieser bzw. dessen Kanzleimitarbeiter bekomme Einsicht. Retourkutsche für Tomaneks Buch „Die Zwei-Klassen-Justiz“, in dem es heißt: „Staatsanwälte schießen oft aus der Hüfte“?

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