Jung, arm und ohne Bleibe

Meri ist 20 und lebt im JUCA, der Obdachloseneinrichtung für junge Erwachsene der Caritas
Immer mehr Jugendliche suchen Zuflucht in den Notschlafstellen der Caritas

Seit sie zwölf Jahre alt ist, ist Meri (20) von ihrer Familie weg. „Es gab immer nur Streit und Gewalt. Und irgendwann konnte ich nicht mehr.“ Dann ging sie. Schlief bei Freunden, landete im Gefängnis. Mit 14 Jahren war sie zum ersten Mal im A_Way, der Notschlafstelle der Wiener Caritas.

Zehn Betten für maximal drei Monate sowie zwei Notschlafplätze stehen in der Neumayrgasse im 16. Bezirk für Jugendliche in akuten Krisen zur Verfügung. Junge Leute bis 21 Jahre können dort jederzeit läuten, wenn sie einen Platz zum Schlafen brauchen. Seit das A_Way im Mai dieses Jahres vom Westbahnhof in die Nähe der Lugner City gezogen ist, gibt es mehr Platz. Der wird auch gebraucht: Während die Caritas dort 2013 insgesamt 2164 Nächtigungen verzeichnete, waren es 2017 bereits 2970. Im Vorjahr fanden 446 junge Leute Zuflucht in der Notschlafstelle, um etwa 70 mehr als in den Jahren zuvor. „Dass das größere Angebot angenommen wird, zeigt den höheren Bedarf“, sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien. Der Bedarf sei sogar noch größer, als das Angebot, mit dem die Caritas derzeit aufwarten kann.

Tabuthema

Den Fokus ihrer Spendensammlung im Inland legt die Caritas diesen Herbst deshalb auf Obdachlosigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Es ist ein Tabuthema“, sagt Schwertner. „Kinder ohne Dach über dem Kopf, ohne elterliche Fürsorge, die gibt es in Österreich.“

Schon vor zwei Jahren berichtete der KURIER, dass das Durchschnittsalter der wohnungslosen Jungen, die in Einrichtungen der Caritas Obhut suchen, von 27 auf 21 Jahren gesunken ist. Ein Drittel aller obdach- oder wohnungslosen Klienten der Caritas ist unter 30 Jahre alt. In der Wiener Wohnungslosenhilfe liegt der Anteil der 18- bis 29-Jährigen laut Fonds Soziales Wien (FSW) aktuell bei 18 Prozent.

Jugend-Obdachlosigkeit

Auch die 19-jährige Mischa hatte oft keine feste Bleibe. 2013 ist ihre Mutter gestorben, daraufhin verließ sie die Slowakei und zog zu ihrer Schwester nach Wien. Das Zusammenleben funktionierte nicht, Mischa landete auf der Straße, im Krisenzentrum, in einer WG. Immer wieder kam sie ins A_Way, aktuell lebt sie im Jugend-Obdachlosenheim „Juca“ der Caritas in der Römergasse. „Ich hab’ nur einen Wunsch“, sagt die 19-Jährige. „Dass ich alles alleine schaffe im Leben und keine Hilfe mehr brauche.“

Auch die 20-jährige Meri lebt zurzeit im Juca. Sie hofft, dort einen der begehrten fixen Wohnplätze zu bekommen. „Mein Leben war ein Hin und Her“, sagt sie. „Aber ändern kann man’s eh nicht.“

200.000 Euro Spenden benötigt die Caritas für Jugendangebote wie das A_Way. Zwar fördern FSW, Sucht- und Drogenkoordination Wien und Jugendamt die Einrichtung, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, reichen die Förderungen aber nicht aus.

Spendenkonto: IBAN: AT47 2011 1890 8900 0000. Kennwort: a_way.

Jung, arm und ohne Bleibe

Als ihre Mutter starb, ging Mischa von Zuhause weg.

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