Jetzt wird Margareten nobel
Die Gegend rund um den Einsiedlerplatz in Margareten ist in Reiseführern über Wien nicht zu finden. Das Straßenbild ist geprägt von Kebab-Buden, Bordellen, kleinen Handyshops und Wettcafés, viele Geschäftslokale stehen leer.
Und doch soll gerade hier das neue Soho von Wien entstehen. Das sagen zumindest Immobilienentwickler wie Bernd Gabel, Geschäftsführer von findmyhome.at. Viele Wohnungskäufer sehen das genauso.
Run auf Betongold
Das historisch niedrige Zinsniveau sorgt für Flaute auf den Sparbüchern. Wer Geld hat, versucht es anderswo anzulegen. „Nach wie vor investieren viele Anleger in Wiener Immobilien“, sagt Helmut Hardt, Geschäftsführer der Wiener Privatbank. Die große Hektik am Immobilienmarkt sei aber vorbei. Die etablierten Investoren haben sich ihre Anteile gesichert, in den beliebten Bezirken sechs bis neun sind kaum noch Objekte zu finden.
Viele Wohnungskäufer weichen daher auf andere Bezirke aus. Großes Potenzial haben dabei zentrumsnahe Grätzel. In der Leopoldstadt entstehen rund um die WU und den ehemaligen Nordbahnhof neue Stadtgebiete. In Favoriten werden für Wohnungen in Nähe des Hauptbahnhofs bereits Quadratmeterpreise wie innerhalb des Gürtels verlangt. Rudolfsheim-Fünfhaus profitiert vom neuen Westbahnhof.
Hohe Preise für Eigentum treiben die Mieten in die Höhe. Extremstes Beispiel ist Margareten. Dort stieg die Bruttomiete in sechs Jahren um fast 50 Prozent. Für eine 70-Quadratmeter-Wohnung muss man dort bereits mit 1000 Euro rechnen. Mit bekannten Folgen. Alteingesessene Mieter verschwinden nach und nach. Junge Menschen aus dem Grätzel, die eine Wohnung suchen, können sich die Preise nicht leisten und wandern in unattraktivere Viertel ab.
Stattdessen kommen „Dinks“. Das steht für Double Income, No Kids. Also meist junge Paare, die mit der Familiengründung noch warten wollen und sich die hohen Mieten leisten können.
Mit dem Nachwuchs kommt dann bei vielen der Wunsch nach einem Eigenheim am Stadtrand. Doch auch hier gibt es schlechte Neuigkeiten. Selbst im Tullnerfeld stiegen die Preise zuletzt ähnlich rasant wie in Margareten.
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