"Jedmayer" löst "Ganslwirt" ab

"Jedmayer" löst "Ganslwirt" ab
Wiens größtes Beratungszentrum für Drogensüchtige eröffnet im 6. Bezirk.

"Ein wenig skeptisch bin ich schon. Das neue Haus soll ja ziemlich groß sein. Hoffentlich ist es nicht zu steril", sagt Werner T. ( Name geändert ). Seit bereits 15 Jahren besucht er regelmäßig die Drogenberatungsstelle "Ganslwirt" in der Gumpendorfer Straße in Mariahilf. Anfangs, um Spritzen zu tauschen, jetzt, um seine Substitutionstherapie zu bekommen – oder einfach, um zu reden. "Damit man seinen Seelendreck loswird", wie es der 35-Jährige formuliert. "Mit der Zeit ist das hier fast wie ein Zu­hause geworden."

Seinen nächsten Therapie-Termin wird Werner, der als Teenager in die Drogensucht schlitterte, bereits ein paar hundert Meter stadtauswärts haben. Denn am Freitag eröffnete der "Ganslwirt neu" am Gumpendorfer Gürtel. Offiziell heißt er jetzt "jedmayer". Das soll ausdrücken, dass jeder von Drogensucht betroffen sein kann. "Bald werden aber sicher alle Jedi dazu sagen", ist Werner jetzt schon überzeugt.

Noch vor dem Ganslwirt zieht auch die Notschlafstelle "TaBeNO" mit ihren 26 Betten vom 4. Bezirk nach Mariahilf. "Insgesamt werden wir um ein Drittel mehr Fläche haben als die beiden alten Einrichtungen zusammen", sagt Robert Öllinger, Geschäftsführer der Suchthilfe Wien. Der Vollbetrieb wird erst Ende Juli starten. Insgesamt stehen 200 Betreuungsplätze zur Verfügung.

Ein 66-köpfiges Team aus Sozialarbeitern, Ärzten und Psychiatern kümmert sich rund um die Uhr um die Besucher. "Vorrangig ist eine ganzheitliche Betreuung mit Arbeits-, Wohn- und Freizeitangeboten, das den Klienten dabei helfen soll, eine Struktur in ihr Leben zu bekommen", sagt Roland Reithofer von der Suchthilfe.

Beschwerden

Wegen Beschwerden eines Anrainers hatte sich der Baustart verzögert. Jetzt ist eine Beschwerde-Hotline eingerichtet. "Zentren wie das jedmayer müssen gut erreichbar sein. Liegen sie am Stadtrand, werden sie nicht genutzt", sagt Reithofer.

Und nach einigem Nachdenken kann sich auch Werner durchaus vorstellen, dass er sich mit dem etwas sterilen Bau noch anfreunden wird: "Wie bei allem Neuen muss man sich halt erst daran gewöhnen."

Kommentare