Jäger der verlorenen Parklücke

Jäger der verlorenen Parklücke
Ab Mai soll das Anrainerparken in drei Wiener Bezirken probeweise starten. Die Bewohner sind aber skeptisch.

Wird Alfred Hehberger auf die Parkplatzsituation in seinem Grätzel angesprochen, ist der Mariahilfer sofort in seinem Element. „Es ist eine Katastrophe. Und schuld daran ist das Raimundtheater“, sagt der rüstige 79-Jährige. „Wenn ich hier um halb acht ankomme, muss ich oft eine geschlagene Stunde kurven, bis ich endlich einen Parkplatz bekomme.“

Unzählige Busse und Privatautos von Theaterbesuchern würden den Bewohnern die Stellplätze wegnehmen. Schuld daran sei auch das Handyparken. „Früher haben die werten Herren in der Pause noch runterrennen müssen, um den abgelaufenen Parkschein zu erneuern. Heute machen sie das mit dem Handy“, ärgert sich Hehberger.

Pilotprojekte

Daher werden nun in Grätzeln rund um vielbesuchte Theater Parkplätze für die Anrainer reserviert. Pilotprojekte sollen noch im zweiten Quartal in der Josefstadt, in Neubau und in Mariahilf starten. Im sechsten Bezirk sind es die Gassen rund um das Raimundtheater (siehe Grafik) . Hier sollen 60 Anrainerparkplätze, aufgeteilt auf acht Standorte, reserviert werden. „Ich komme dem Wunsch der Bezirke nach. Wir wollen mit den Pilotprojekten eine Entlastung in belasteten Grätzeln schaffen“, erklärt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Denn trotz Parkpickerls seien diese Grätzeln extrem überparkt.

„Ab dreiviertel Elf, wenn die Gäste aus dem Theater kommen, werden Dutzende Parkplätze frei“, sagt Hehberger. „Viele von uns parken sich derweil irgendwo schräg hin und stellen ihr Auto dann später um.“ Seit 1964 wohnt er in dem Grätzel, damals gab es noch genug Parkplätze. Doch es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. 1995 war Hehberger einer der ersten Anrainer, der sich ein Parkpickerl besorgt hat. Mittlerweile sei die Situation schlimmer als vor 1995, sagt er.

Vassilakou will nun keine Zeit verlieren. Die Voruntersuchungen sind abgeschlossen. Diese werden nun ausgewertet. „Eine Einführung im zweiten Quartal ist aus heutiger Sicht realistisch“, sagt Vassilakou.

Kosten

Die Anrainerparkplätze werden mit eigenen Schildern ausgewiesen. Wer die Kosten dafür trägt, wird noch diskutiert. Grundsätzlich sind für Verkehrsschilder die Bezirke zuständig, bestätigt Vassilakou, die sich Gesprächen aber nicht verschließt. „Bewährt sich das Projekt, würden wir das Anrainerparken gerne ausweiten“, erklärt Manfred Knopfhart, Büroleiter der Bezirksvorstehung Mariahilf.

Hier bremst die Vizebürgermeisterin: „Anrainerparkplätze sind rechtlich kompliziert, weil man öffentliche Plätze nicht für bestimmte Gruppen reservieren kann.“ Daher werden auch bei den Pilotprojekten nur zehn Prozent der Stellfläche für Anrainer reserviert.

Herr Hehberger bleibt erst einmal skeptisch: „Auch das Parkpickerl hat nichts geholfen. Es geht nur dann gut, wenn wirklich tagtäglich kontrolliert und auch ordentlich gestraft wird. “

Haben Sie Fragen zum Anrainerparken oder zur Ausweitung des Parkpickerls? Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou nimmt sich persönlich Zeit für die Fragen der KURIER-Leser. Am Donnerstag den 23. 2. steht sie von 10 bis 11 Uhr an der KURIER-Hotline  01/52100-2303 Rede und Antwort. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

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