Ex-Kickboxerin verbreitet islamistische Propaganda - auch in Österreich

Hanna Hansen konvertierte 2023 zum Islam. Sie vertritt extreme Standpunkte.
Anna ist im Teenageralter, hat lange brünette Haare, trägt Jeans und eine beige Jacke. In einem Video kann man zusehen, wie sie zum Islam übertritt. Annas Kopf ist von einem schwarzen Herz verdeckt, um ihr Gesicht unkenntlich zu machen.
Keine Unbekannte hingegen ist die Frau, die neben Anna steht: Hanna Hansen, einst Kickboxerin, heute islamistische Influencerin. Das Video findet sich auf ihrem Youtube-Kanal. Hansen trägt einen bodenlangen, schwarzen Umhang und Kopftuch, sie umarmt „diese wunderbare Anna“. Das Mädchen lacht schüchtern. „Ich mache es freiwillig, aus vollem Herzen“, sagt Anna. „Ich bezeuge, dass es keinen anbetungswürdigen Gott gibt außer Allah.“ Umarmung, Lachen, Applaus. „Willkommen im Islam, Schwester“, sagt Hansen.
Ein Video, das exemplarisch für die unzähligen steht, die in sozialen Netzwerken kursieren und Stimmung für den radikalen Islam machen sollen. Gingen junge Muslime früher in die Moschee, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, so gehen sie heute vor allem ins Internet.
Welche problematischen Botschaften dort verbreitet werden, haben Forscher für den Jahresbericht der Dokumentationsstelle Politischer Islam (DPI) erhoben. Dieser wird heute präsentiert – der KURIER hat schon vorab das Kapitel zu Islamismus in sozialen Medien eingesehen.
Früher Model, heute verschleiert
Der Bericht gibt Einblick in die Aktivitäten von Gruppierungen sowie einzelnen Akteuren, die 2024 online eine beachtliche Reichweite hatten. Eine der markantesten Erscheinungen war Hanna Hansen: Die 41-jährige Deutsche arbeitete als Model, DJ und Profi-Kickboxerin. Ihre Biografie, heißt es im Bericht, war früher geprägt „von den Verlockungen des Diesseits, von denen sie sich nunmehr abgewandt hat“.

Hanna Hansen in ihrem früheren Leben als Profi-Kickboxerin auf einem Bild aus dem Jahr 2022.
Sie konvertierte 2023, viele sind ihr auf dem neuen Lebensweg gefolgt – auf Instagram 190.000 Personen, auf Tiktok 150.000. Hansen hält auch Vorträge im gesamten deutschsprachigen Raum.
Vom freizügigen Outfit ihrer Kickbox-Jahre ist nichts mehr zu sehen: „Die Schönheit des Hidschab ist der Schutz vor dem männlichen Blick“, sagt sie etwa. Und: „Allah ist allwissend, er weiß es besser als Du, Schwester.“
Wie der DPI-Bericht ausführt, befürwortet Hansen die Polygamie. Laut Bild-Zeitung soll sie die dritte Ehefrau des Salafistenpredigers Sven Lau sein. Zudem propagiere Hansen, man solle Kinder nach Vorbild der „frommen Altvorderen“ erziehen, um sie vor der „westlichen Welt“ zu schützen.
"Kampf gegen den Westen" ist zentrales Thema
Stichwort westliche Welt: Wie der DPI-Bericht ebenfalls zeigt, ist der vermeintliche „Kampf des Westens gegen den Islam“ zentrales Propaganda-Thema in islamistischen Online-Beiträgen. Und dies umso mehr seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Häufig werden „die Politik“ sowie „die Medien“ in Österreich und Deutschland generell als islamfeindlich bezeichnet. Das Kalifat hingegen wird in Beiträgen der Islamisten als Lösung des Nahostkonflikts gepriesen. „Die Errichtung des Kalifats stellt eine Pflicht für alle Muslime dar“, heißt es etwa in einem Video von „Muslim Interaktiv“. Man müsse sich den Gesetzen des Kalifen beugen, der entsprechend der Scharia herrsche. „Das Kalifat muss errichtet werden – es liegt an uns.“ Weitere sehr aktive Gruppierungen waren 2024 „Realität Islam“ oder „Generation Islam“.
Kritik wird als Islamophobie bezeichnet
Eine Taktik der Islamisten: Jegliche Kritik wird umgehend als „Islamophobie“ zurückgewiesen. „Diese Interpretation ist die einzige zulässige Lesart“, halten die Experten im DPI-Bericht fest. „Die Vereinheitlichung aller Gläubigen in einem Opfernarrativ sind Motive, die diese Gruppierungen immer wieder aufnehmen.“
Seit dem 7. Oktober 2023 gibt es übrigens auch vermehrt Berührungspunkte von Islamisten mit linken Aktivisten: Sie eint undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken, in dem Israel sowie „der Westen“ dämonisiert werden, während oft unkritisch Propaganda der Terrororganisation Hamas geteilt wird.
Es ist also ein düsteres Bild, das die Studie zeichnet. Und angesichts des fortdauernden Nahostkonflikts werden derlei Narrative „auch 2025 in der digitalen Sphäre prominent vertreten sein“, warnt der Bericht.
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