Innenstadt: Alter Streit um neuen Radweg
Altes Thema, neuer Streit: Fällt das Stichwort "Radweg", lassen politische Verstimmungen meist nicht lange auf sich warten. Aktuell sorgt der geplante Radweg in der Wipplingerstraße für Ärger: Die ÖVP-Führung des ersten Bezirks kritisiert, all ihre Bedenken seien dabei "einfach ignoriert" worden. Radfahr-Beauftragter Martin Blum kontert: "Es handelt sich um einen wichtigen Lückenschluss im Radwegenetz. Es gibt keine Route, die ähnlich gut geeignet ist."
Der neue Radweg soll gegen die Fahrtrichtung in der Wipplingerstraße verlaufen und eine Verbindung zwischen Alsergrund und Landstraße herstellen. Ebenso hofft die Stadt auf eine Entlastung des Ring-Radweges von bis zu 30 Prozent. Baubeginn ist im Oktober, die Kosten betragen 350.000 Euro.
"Uns ist bewusst, dass wir eine gute Rad-Infrastruktur brauchen. Aber es geht uns um die Stelle", erläutert Markus Figl, ÖVP-Bezirksvorsteher der City. Seine Bedenken: "Bis zu 70 Parkplätze könnten verloren gehen." Die Straße sei zudem zu schmal, an manchen Stellen hätten die Busse bereits ihre liebe Not. "Da die geplante Strecke so eng ist, ist sie für Radfahrer zu gefährlich." Vonseiten der City hätte man eine Route durch das Grätzel beim Rudolfspark bevorzugt: "Dort ist mehr Platz, es gibt weniger Verkehr und man hätte nicht gegen die Einbahn fahren müssen."
"Unmut bei Betroffenen"
Kritik an der "mangelnden Kooperationsbereitschaft der Stadt" übt auch der ÖAMTC: "Unter anderem gibt es eine schlecht einsehbare Ausfahrt aus der Jordangasse", erläutert ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried. Beim ÖAMTC schätzt man, dass bis zu 50 Parkplätze verloren gehen könnten. "Dieser Verlust von Parkraum führt auch zu einer Abnahme von Anrainerparkplätzen", gibt Authried zu bedenken. Fazit: "Diese Verkehrspolitik spielt eine Mobilitätsform gegen die andere aus und erzeugt Unmut bei den Betroffenen."
Die Parkplatz-Problematik kennt etwa auch Anrainerin Ro Raftl, die in der Nähe der Wipplingerstraße wohnt: "Tagsüber gibt es jetzt schon kaum Parkplätze dort. Und manchmal braucht man einfach das Auto, um etwas zu transportieren", schildert sie. "Dazu kommt, dass es Am Hof ständig Veranstaltungen gibt. Die Lieferwagen nehmen weitere Parkplätze weg. Wie soll das werden, wenn es noch weniger Parkplätze gibt?"
Im Büro Vassilakou ist man des Streitens müde und will nur noch so viel dazu sagen: "Der Radverkehr in Wien nimmt stetig zu, da muss auch die Infrastruktur entsprechend gestaltet sein."
"Wir wissen außerdem, dass Radfahren gegen die Einbahn sicher ist, da die Menschen automatisch etwas langsamer fahren", führt er weiter aus. "Radfahrer stoßen so auch nicht so leicht gegen Autotüren, die geöffnet werden. Insgesamt haben wir mit Radwegen gegen die Einfahrt gute Erfahrungen gemacht." Nachsatz: "Derzeit gibt es häufig Beschwerden, dass Radfahrer in der Wipplingerstraße illegal am Gehsteig unterwegs sind. Damit wird dem auch entgegengewirkt."
Blum gibt sich derzeit jedenfalls optimistisch: "Es ist eine gute Lösung." Bis der Streit wohl in die nächste Runde geht.
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