In Wien produziert, weltweit gefragt: Neue Werbekampagne für die Industrie

Surfbrett-Halter aus Austria gibt es in australischen Straßenbahnen.
Insgesamt erwirtschaftet die Wiener Industrie zwei Drittel ihres Umsatzes im Ausland.

Wenn der Chef der größten Kläranlage Europas nicht im Büro ist, sondern in Saint-Tropez urlaubt, hat er trotzdem permanent die Kontrolle. Denn er kann die Anlage, die zwei Drittel des Pariser Abwassers aufbereitet, per Smartphone steuern.

Möglich macht das Technik aus dem 21. Wiener Gemeindebezirk.

Konkret hat die Floridsdorfer Firma Schneider Electric rund 250 sogenannte Frequenzumrichter für die Anlage in Frankreich produziert. Dabei handelt es sich um eine Art Getriebe für Elektromotoren, die bei geringerem Energieverbrauch dieselbe Leistung bringen. Diese Technik aus Wien ist nicht nur in Frankreich in Verwendung: „Unsere Produkte werden weltweit eingesetzt, um zu sparen und die Umwelt zu schonen“, sagt Geschäftsführer Karl Sagmeister.

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Industriebetriebe wie diesen will die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) in den kommenden Wochen in den Fokus rücken. Und zwar mit einer groß angelegten Kampagne. „Die Industrie wird oft mit Lärm und Schmutz gleichgesetzt“, sagte Spartenobmann Stefan Ehrlich-Adám am Montag bei der Präsentation.

Das entspreche aber nicht (mehr) der Realität. „Es ist Zeit, dass man die Industriebetriebe vor den Vorhang holt und zeigt, was sie weltweit leisten.“ Beispiele für über die Grenzen hinaus erfolgreiche Unternehmen gebe es unter den 550 Wiener Industriebetrieben genug.

Etwa den Schienenverkehrsspezialisten Bombardier: Dank ihm fährt in Australien die erste Straßenbahn mit speziell entworfenen Surfboard-Haltern. Oder die Kapsch Group. Sie hat das System für Durchsagen auf der höchst gelegenen Luftseilbahn Europas am Schweizer Matterhorn entwickelt. Und die Sicherheitstechnologie-Firma EVVA. Sie hat beispielsweise ein elektronisches Schließsystem für eine australische Universität geliefert.

Insgesamt erwirtschaftet die Wiener Industrie zwei Drittel ihres Umsatzes im Ausland – das entspricht 17,6 Milliarden Euro.

An der Spitze

Einige der Unternehmen haben sich in ihrem Segment sogar zum Welt- oder Europamarktführer hochgearbeitet. Im Fachjargon heißen diese Betriebe „Hidden Champions“ (versteckte Champions, Anm.). 23 solche mittelständischen Firmen und 14 große Unternehmen gibt es in Wien. Zum Beispiel Thomastik-Infeld: Die Firma ist Weltmarktführer für Instrumenten-Saiten und entwickelte in Wien die meistgespielte Violinseite der Welt.

Damit solche Erfolge weiter möglich sind, setzt die Wiener Industrie auf Forschung und Entwicklung: Jährlich investiert sie eine Milliarde Euro in diesen Bereich.

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