"In unserem Haus herrscht Krieg"

"In unserem Haus herrscht Krieg"
Immer mehr Mieter beschweren sich über die rüden Methoden, mit denen ein Hauseigentümer die Bewohner loswerden will.

Rund 260 Euro für knapp 68 Quadratmeter in Gürtelnähe, das Ganze in unbefristeter Miete. Eigentlich eine ideale Wohnung für eine Kleinfamilie. Das dachte sich auch Werner T. ( Name geändert ), als er mit seiner Frau und seiner Tochter 1997 in das Zinshaus in der Märzstraße im 15. Wiener Gemeindebezirk einzog.

"Doch seit im Sommer 2010 unser Haus in den Besitz der Firma Castella GmbH geriet, herrscht hier Krieg", sagt T. "Sie versucht auf Biegen und Brechen, die Altmieter loszuwerden." Eine Firma, in deren Häusern es immer wieder zu ähnlichen Beschwerden kommt (der KURIER berichtete).

Zunächst wollte man T. mit einem Ablöse-Angebot zu einem Auszug bewegen. "Nachdem ich es abgelehnt habe, sind Vertreter der Firma zusehends forscher aufgetreten." T. erzählt von unangemeldeten Besuchen der Eigentümer in seiner Wohnung. Mitten im Winter floss tagelang kein Wasser, ohne dass sich die Hausverwaltung darum kümmerte. Hinzu kam massive Staub- und Schmutzbelastung durch Umbauarbeiten.

Im Juli flatterte T. schließlich eine Räumungsklage ins Haus: Die Vorwürfe: Rücksichtsloses Verhalten den anderen Mietern gegenüber und nicht genehmigte Bauarbeiten in der Wohnung. "Das ist alles frei erfunden", sagt T. "Die Dusche etwa gab es schon vor meinem Einzug. Am unglaublichsten ist aber die Unterstellung, ich hätte dem Eigentümer mit der russischen Mafia gedroht."

Im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig ist man mit dem Fall betraut. "Auf die Mieter wird massiver Absiedlungsdruck ausgeübt. Es gab unter anderem Kündigungsklagen mit nicht nachvollziehbaren Begründungen." Zudem seien im Haus nicht genehmigte Umbauarbeiten erfolgt.

"Dem Mieter geht es doch nur ums Geld. Aber soll der Richter in dieser Angelegenheit entscheiden", sagt ein Vertreter der Castella GmbH. Nachsatz: Bisher habe man vor Gericht immer eine gute Erfolgsquote gehabt.

Wüste Szenen

Vor Gericht könnte auch der Konflikt im Castella-Haus in der Mühlfeldgasse (Leopoldstadt) landen. Dort quartierten die Eigentümer Punks ein, um – so der Vorwurf der Altmieter – die letzten angestammten Bewohner zu vertreiben. Die Punks solidarisierten sich allerdings mit den Altmietern. Vor Kurzem kam es zum Eklat, als Bauarbeiter im Auftrag der Eigentümer und die von den Punks bewohnten Räumlichkeiten zuzumauern versuchten.

Für KPÖ-Bezirksrat Josef Iraschko handelte es sich um einen eigenmächtigen Delogierungsversuch ohne behördliche Grundlage. Er brachte eine Nötigungsanzeige sowie eine Sachverhaltsdarstellung ein.

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