Immer mehr lassen ihr Auto stehen

Immer mehr lassen ihr Auto stehen
Trotz steigender Einwohnerzahl sinkt die Zahl an Fahrten in der Stadt kontinuierlich

Wer dieser Tage im Stau steht, mag einen anderen Eindruck haben, aber: Die Zahl der Autofahrer in Wien nimmt stetig ab. Das zeigen Zahlen der Verkehrsabteilung (MA46), die dem KURIER vorliegen.

Im Vergleich zum Vorjahr sank der Autoverkehr auf Wiens Straßen um 1,1 Prozent. In absoluten Zahlen sind das immerhin 16.000 Fahrten weniger am Tag. Auch im langjährigen Trend gehen die Zahlen zurück. Dennoch sind noch immer viele Fahrzeuge in Wien unterwegs: 1.383.500 Kfz waren es 2012 im Schnitt täglich an einem Werktag.

„Wir ringen um ein besseres und gesünderes Leben in der Stadt“, sagt Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). „Weniger Autofahrten bedeuten weniger Stau, weniger Lärm, weniger Abgase, mehr Lebensqualität.“ Dafür werde viel unternommen. Etwa bei den Öffis. „Immer mehr Menschen steigen um, weil wir die Jahreskarte verbilligt haben und das Angebot der Wiener Linien immer besser wird“, ist Vassilakou überzeugt.

Die Zahlen geben ihr Recht. Von 2011 auf 2012 stieg die Zahl der täglichen Fahrten mit Bus, Bim und U-Bahn von 2,4 auf 2,5 Millionen. Das sind um 100.000 Fahrgäste mehr in einem Jahr. Mittlerweile haben 550.000 Wiener eine Jahreskarte. Vor der Verbilligung waren es 390.000.

Parkpickerl

Das dürfte aber nicht der einzige Grund dafür zu sein, dass immer mehr Menschen ihr Auto stehen lassen. Im Oktober 2012 wurde das Parkpickerl ausgeweitet. „Schon die Ankündigung der neuen Parkraumbewirtschaftung hat gewirkt“, sagt Harald Frey, Verkehrsexperte der TU Wien. 2013 werde man die Auswirkung noch stärker sehen, ist Frey überzeugt.

So sank der Verkehr in Wiens Innen- und Westbezirken um 1,6 Prozent, im Süden dagegen nur um 0,03 Prozent. „Im Süden gibt es kein Parkpickerl, dazu ein gutes Angebot für Autofahrer, mit breit ausgebauten Autobahnen und Straßen“, analysiert Frey.

Im Norden (minus 0,9 Prozent) dürfte der Ausbau der U2 eine wesentliche Rolle gespielt haben. So ging auch die Zahl der Donauquerungen zurück. Viele Donaustädter und Floridsdorfer stiegen für Fahrten in die Stadt offensichtlich auf die Öffis um.

Weiterer Ausbau

Immer mehr lassen ihr Auto stehen
Das bedeutet allerdings nicht, dass es von alleine so weiter geht. Von 2012 bis 2013 stieg die Zahl der Wiener um 24.000 auf 1.741.000 Einwohner. „Die großen Flächenbezirke wie die Donaustadt spüren das Wachstum der Stadt besonders“, sagt Frey. Gerade weil so viele Menschen zuziehen, müssten die Öffis weiter ausgebaut werden – auch um die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Stadt zu erreichen. Eben erst haben die Wiener Linien die Intervalle in den Stoßzeiten noch einmal verdichtet. Im innerstädtischen Bereich steigen dafür immer mehr auf das Rad um.

Wird das Auto in der Stadt damit zum Auslaufmodell?

„Definitiv“, glaubt Frey, „die Menschen werden das Auto in den Städten der Zukunft rationeller nutzen.“

Verkehrsstadträtin Vassilakou ist noch vorsichtiger: „Menschen lassen sich nichts einfach so vorschreiben. Im Gegenteil: Es sind Angebote wie die billigere Jahreskarte, bessere Öffis und mehr Radwege, die immer mehr Menschen dazu bringen, ihre Alltagswege mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen.“

Zählstellen

Insgesamt gibt es im Wiener Stadtgebiet 69 Zählstellen, die jedes Kfz messen, dass an der Zählstelle vorbeifährt. Diese befinden sich meist auf stark befahrenen Straßen.

Hauptstraßen B

Hauptstraßen B sind ehemalige Bundesstraßen, wie etwa die Brünner Straße. Sie wurden 2002 an Wien übergeben.

Hauptstraßen A

Diese sind Gemeindestraßen mit höher Bedeutung. Etwa die Währinger Straße.

Rückgänge

Vor allem auf den Hauptstraßen B gab es 2012 Rückgänge, etwa ein Minus von 7,7 % auf der Wagramer Straße (B8). Insgesamt sank der Kfz-Verkehr auf den Hauptstraßen B um 2 %, auf den Hauptstraßen A um 0,6 %.

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