Im Präsidentschaftswahlkampf nahm die Islamfeindlichkeit zu

Von 98 Prozent der Vorfälle sind muslimische Frauen betroffen
Die Dokustelle für Muslime verzeichnete im Vorjahr um 62 Prozent mehr Rassismen als 2015.

Die aufgeheizte Stimmung im Bundespräsidenten-Wahlkampf schlägt sich in der Statistik nieder. Ebenso die politischen Debatten um Burka- und Kopftuchverbot, der nicht abreißende Flüchtlingsstrom sowie – nicht zuletzt – das bevorstehende Referendum in der Türkei. Während all dieser Ereignisse stieg die Zahl der islamfeindlichen Vorfälle an.

Verzeichnete die Dokustelle der Initiative Muslimischer Österreicher (eines Fachvereins der Islamischen Glaubensgemeinschaft) 2015 noch 156 Fälle, so waren es im Vorjahr bereits 253. Das entspricht einer Zunahme von 62 Prozent. Die Vorfälle setzen sich aus verbalen Angriffen, antimuslimischen Texten, Beschmierungen an Wänden, Vandalismusakten gegen muslimische Institutionen, Diskriminierungen am Arbeitsplatz oder in der Schule sowie aus physischen Attacken zusammen.

Frauen sind Hauptziel

Mit überwältigender Mehrheit werden islamfeindliche Übergriffe in der Öffentlichkeit begangen – in 62 Prozent im Vorbeigehen auf der Straße oder auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein beliebter Schauplatz antimuslimischer Ressentiments ist aber natürlich auch das Internet. In sozialen Medien, wie Facebook, wurden 18 Prozent der verbalen An- und Untergriffe dokumentiert.

Auffallend ist zudem, dass – wie im Jahr zuvor – 98 Prozent der Vorfälle muslimische Frauen betreffen.

Die Autoren des Reports bemühten sich aber auch, die Zivilcourage in Österreich statistisch zu erfassen. So zeigte sich im vergangenen Jahr, dass Ohren- bzw. Augenzeugen von verbalen Angriffen in 30 Prozent der Fälle und solche von physischen Attacken in jedem zweiten Fall Hilfe leisteten. "Das bedeutet, die Bereitschaft zur Zivilcourage ist im Vergleich zum Jahr davor in etwa gleich geblieben", erklärt Elif Öztürk von der Dokustelle.

Deren Ziel sei es zum einen, Betroffenen Unterstützung zu bieten und zum anderen "anhand vorhandener Zahlen und Fakten Tendenzen in der Gesellschaft aufzuzeigen", so Öztürk. Und man plädiere dafür, das Wort "Islamophobie" in derartigen Statistiken durch "Islamfeindlichkeit" zu ersetzen. Bezeichne Ersteres doch einen Angstzustand – und somit eine eher passive Haltung.

Der gesamte antimuslimische Rassismus-Report kann unter www.dokustelle.at heruntergeladen werden.

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