Im Grätzel: Zwischen Juwelier und Kebab-Stand

Am 24. November eröffnet Manuela Atanelov die Zielpunkt-Filiale neu
Die Wallensteinstraße hat sich gewandelt. Der neue Zielpunkt soll die Nahversorgung aufrecht erhalten.

Das mit der Wallensteinstraße in der Brigittenau ist so eine Sache. In den 1970er- und 80er-Jahren war sie unter den Top-Ten der prächtigsten Einkaufsstraßen Wiens.

Es gab mehrere Herren- und Damenmodengeschäfte, Juweliere, Schuhgeschäfte. "Da sind wir die Straße einmal hinauf und einmal hinunter gegangen und hatten für alle Verwandten die Weihnachtsgeschenke", erzählt Ursula Petz, die in der Trafik in der Wallensteinstraße arbeitet. Von Ruhm und Glanz sei aber wenig übrig: "Jetzt kann man seinen Verwandten zu Weihnachten drei Kebab kaufen. Schauen Sie sich um, ein Getto ist das geworden", sagt Petz, während ein Wiener mit Migrationshintergrund nach dem anderen in die Trafik kommt, um Rubbellose und Zigaretten zu kaufen.

Im Grätzel: Zwischen Juwelier und Kebab-Stand
Ursula Petz, Trafik Wallensteinstraße, Brigittenau
Viel los ist auf der Wallensteinstraße aber noch immer. Fachgeschäfte gibt es – allerdings weniger als früher. Banken, Drogerie- und Supermarktketten haben hier Filialen; gegenüber eines Juweliers hat sich eine pakistanische Damenmodenboutique angesiedelt; Der hippste Fleck ist rund um den Wallensteinsteinplatz: Hier ist das für sein Frühstück bekannte Café Vindobona, das Kulturcafé Frame, der Schauraum des Bettenshops Guut und der Shelter-Club.

Die Wallensteinstraße ist aber auch Hühnerparadies und Kebab-Bude und zwischendurch Leerstand.

Eines der leer stehenden Lokale wird derzeit revitalisiert: In der Nummer 3–5, gleich bei der U4-Station Friedensbrücke, eröffnet Manuela Atanelov am 24. November die ehemalige Zielpunkt-Filiale neu.

Die Geschäftsführerin kennt die Wallensteinstraße gut: "Wir haben hier schon viel Ware verkauft", sagt Atanelov. Das neue Geschäft soll die Nahversorgung aufrecht erhalten. "Wir wollen ein Geschäft für alle sein", sagt Atanelov. Obst, Gemüse und Fleisch soll "familienfreundlich", also billig, sein.

Im Grätzel: Zwischen Juwelier und Kebab-Stand
Grätzl-Serie: Wallensteinstraße, Wien am 03.11.2016
Im Shop soll es einen eigenen Gang für "Ethnofood" geben, also etwa türkische, russische oder asiatische Produkte. Die Neugierde bei den Passanten dürfte bereits geweckt sein: Immer wieder bleiben Menschen vor den Auslagen stehen, werfen durch die Scheibe einen Blick auf die Baustelle und lesen das Info-Blatt an der Eingangstür. "Wir bekommen viel Zuspruch und Gratulation", sagt Atanelov. Und Bewerbungen.

Gegensteuern

Daniela Malecha, die im August die Boutique "Joker" gleich gegenüber der Zielpunkt-Filiale eröffnet hat, kann der Neuübernahme etwas abgewinnen: "Das bringt insofern etwas, als es dann einen Leerstand weniger gibt." Nachsatz: "Und dass es nicht wieder ein exotisches Geschäft ist."

Im Grätzel: Zwischen Juwelier und Kebab-Stand
Grätzl-Serie: Wallensteinstraße, Wien am 03.11.2016
Das Problem der Wallensteinstraße seien nicht fehlende Kunden: "Es ist viel los. Aber wenn ich wenig Geld habe, gebe ich auch wenig aus." Der Bezirk könnte zwar dagegenwirken, indem er "nicht so viele Kebab-Geschäfte" zulasse. Die allgemeine Tendenz, wonach Kunden auch gerne online oder im Einkaufszentrum einkaufen, würde das aber nicht aufhalten.

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