Im Grätzel: Begegnungszonen der anderen Art in Hernals
In der Hernalser Kalvarienberggasse tut sich nach 18 Uhr nicht sonderlich viel. Außer vor der Nummer 8. Dort haben es sich Christian Schüler, Valerie Clarke und Martin Siegl in einer ihrer Grätzel-Oasen bequem gemacht. Auch einige Bekannte sind vorbei gekommen, es gibt Spritzwein und Erdnusslocken, auch Saft und Chips.
Miteinander
So viele Grätzel-Oasen wie heuer gab es in Hernals noch nie: "Wir wollten in dem Grätzel einfach mehr machen", sagt Martin Siegl. Seit zwanzig Jahren wohnt und arbeitet er in der Kalvarienberggasse. "Die Grätzel-Oasen ermöglichen Begegnungen aller Menschen, die hier leben und arbeiten. Sonst sitzt eh jeder nur in seiner Wohnung herum", sagt Siegl. An diesem Abend hat er es sich gegenüber bei Christian Schüler gemütlich gemacht, tagsüber macht er in "seiner" Oase Pause. Manchmal würden sich Leute einfach mit einem Kaffee dazusetzen. "Hernals ist ein persönlicher Bezirk", sagt Siegl.
Es gibt noch viele kleine Betriebe (auch wenn vor kurzem einige schließen mussten), viele Bewohner haben Migrationshintergrund.Weil die Mietpreise noch nicht allzu hoch sind, ziehen viele Studenten und Jungfamilien zu.
Die Grätzel-Oasen, das funktioniert mittlerweile. Auch wenn die Menschen anfangs skeptisch gewesen seien – und manche immer noch sind. "Die schauen zuerst und gehen dann weiter, um später wieder umzudrehen und uns zu fragen: Was macht ihr da eigentlich?", sagt Schüler. Heuer kam ihm, Martin Siegl und Valerie Clarke – dann auch in der Grätzel-Oase die Idee, das Grätzelfest, das Clarke schon zwei Mal zuvor mit ihrer Kollegin Sylvia Trapichler organisierte, gemeinsam zu veranstalten.
Fest für den guten Zweck
"Wir wollten ein Straßenfest machen, an dem jeder teilnehmen kann", sagt Clarke. Deshalb ist das Fest, das heute, Samstag, zwischen Kalvarienkirche und Ottakringer Straße von 11 bis 22 Uhr stattfindet, auch barrierefrei: Behinderten stehen persönliche Assistenten zur Verfügung, ein Gebärdensprachen-Rapper tritt auf, für Gehörlose wird es Luftballons geben, damit diese die Musik über die Vibration wahrnehmen können. Außerdem gibt’s einen Flohmarkt, einen Kuchen-Stand, Workshops und Kinderschminken. Der Reinerlös des Festes wird an Familien mit behinderten Familienmitgliedern gespendet.
Eine Grätzel-Oase, was ist das?
Das Projekt „Grätzloase“ führt die Agenda 21 seit dem Jahr 2015 auf Initiative von Vizebürgermeister Maria Vassilakou (Grüne) durch.
Dabei werden Flächen im öffentlichen Raum – etwa Parkplätze, Gehsteige oder Grünstreifen – zu Aufenthaltsräumen im Freien umgebaut.
Wer so eine Oase schaffen will, muss online ein Formular ausfüllen. Projekte können laufend eingereicht werden. Eine Jury entscheidet, welche Projekte verwirklicht werden. Aufwände für Material, Transport oder Genehmigungen können bei der Agenda 21 abgerechnet werden. Das Programm läuft bis 2017.
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