Illegaler Tierhandel: Inserate im Internet nehmen drastisch zu

Süß, aber oft krank sind Tiere aus dem Internet.
Bewusstseinsarbeit der Behörden zeigt bei einigen Plattformen Erfolg – und bei anderen nicht.

Als „entwurmt, entfloht und natürlich stubenrein“ bot eine vermeintliche Tierhändlerin kürzlich auf willhaben.at zwei Katzenbabys an. Der Verkaufspreis von je 70 Euro sollte sich als schlechte Investition herausstellen. Denn bereits kurz nach dem Kauf sah sich der neue Besitzer gezwungen, die beiden schwer kranken Kätzchen, die Unmengen an Spulwürmern erbrachen, zur Tierärztin zu bringen. Einen Impfpass konnte er nicht vorweisen. Die Veterinärin informierte daraufhin die Behörde – die der „Händlerin“ weitere Tiere abnahm und eine Verwaltungsstrafe verhängte.

Einzelfall ist das keiner. Besagte Tierärztin – sie will anonym bleiben – berichtet von einer Vielzahl ähnlicher Fälle: „70 Prozent der Gesundheitschecks betreffen Tiere, die im Internet bestellt wurden. Und davon zeigen 50 Prozent Krankheitssymptome.“ Es sei jedes Mal dasselbe: Hunde und Katzen aus osteuropäischen Tierfabriken mit gefälschten Papieren; zu jung von der Mutter getrennt, nicht geimpft und daher anfällig für Krankheiten.

Wiens Tierschutz-Ombudsstelle und „Vier Pfoten“ registrieren nach einem Rückgang in den vergangenen zwei Jahren nun einen Gegentrend: Kurz vor Weihnachten nehmen die Inserate im Internet wieder deutlich zu.

Scheinkäufe

Die Stadt Wien kämpft gegen illegalen Tierhandel im Internet. Zum einen evaluierte die Tierschutz-Ombudsstelle gängige Online-Portale und setzte bei den Betreibern auf Bewusstseinsarbeit. Zum anderen konnten mittels Scheinkäufen zahlreiche Welpenhändler ertappt und angezeigt werden. „Allein 2015 wurden 40 Hundewelpen, drei Katzen, 46 Schlangen, 16 Geckos, ein Chamäleon sowie zehn Amphibien behördlich abgenommen“, berichtet Tierschutz-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).

Die Betreiber der Internet-Plattformen zeigten sich unterschiedlich kooperativ. Sozusagen der Musterschüler sei tieranzeigen.at, erklärt Tierschutz-Ombudsfrau Eva-Maria Persy. „Dort kann nur noch jemand inserieren, der gemäß Paragraf 8a des Tierschutzgesetzes vom Verbot des öffentlichen Feilbietens von Tieren ausgenommen ist: nämlich Tierschutzvereine, Tierheime, behördlich gemeldete Züchter und Zoofachhändler.“

Alles andere als seriös seien die in Tschechien ansässige Plattform bazos.at sowie tiere.at. Laut Martina Pluda von „Vier Pfoten“ versteht der bazos.at-Betreiber kein Deutsch und kann daher den Inhalt der Inserate gar nicht beurteilen. Um Internet-Börsen zu strengeren Regulierungen des Tierhandels zu drängen, startete die Tierschutzorganisation die Petition www.petdeception.org/de/homepage. Mehr als 100.000 Tierfreunde unterstützen die Initiative bereits.

Aktion scharf

Eine deutliche Verbesserung attestiert Pluda dem Marktführer willhaben.at. Dort werden private Tieranzeigen zwar weiterhin akzeptiert (was der Rechtsauffassung der Stadt Wien widerspricht), illegalen Welpenhandel versucht man aber zu verhindern: Zum einen wird die Berechtigung des Inserenten gemäß Paragraf 8a überprüft, zum anderen werden ein tierärztlicher Check und ein Herkunftsnachweis des Tieres verlangt. Bei Hunden zumindest. „Wir überlegen, die tierärztliche Untersuchung auch bei Katzen vorzuschreiben“, sagt Sicherheitsbeauftragter Michael Gawanda – um Fälle wie den eingangs erwähnten auszuschließen. Für exotische Tiere gebe es allerdings keinerlei Auflagen.

Dafür verweist Gawanda auf eine aktuelle „Aktion scharf“: „Tiere, die als Weihnachtsgeschenke angeboten werden, fliegen raus. Egal, ob sie von Privaten oder von Züchtern kommen.“

Wer sich ein Tier anschaffen will, kann das zum Beispiel im Wiener TierQuarTier oder im Tierschutzhaus Vösendorf tun.

Hunderte Interessenten gibt es für die Hundewelpen Trude, Pinky, Gerti, Louis und den Rest des 55-köpfigen Rudels. Die Tiere wurden, wie berichtet, Ende Oktober bzw. Anfang November an der Grenze in Nickelsdorf beschlagnahmt. Zwei illegale Tiertransporte wurden von Grenzpolizisten gestoppt.

Die wenige Wochen alten Hunde, die zusammengepfercht in Transportboxen ohne Futter und Wasser ausharren mussten, haben sich im Tierschutzhaus Sonnenhof gut erholt. „Nur ein Hund musste eingeschläfert werden, weil er einen bösartigen, inoperablen Tumor entwickelt hatte“, erzählt Geschäftsführer Wolfgang Böck.

Noch befinden sich die Findelwelpen – darunter französische Bulldoggen, Yorkshire Terrier, Zwergspitz und Chihuahuas – in Quarantäne. Nächste Woche werden sie zu ersten Spaziergängen ausgeführt. „Was aber nicht heißt, dass die Leute schon kommen können, um die Welpen anzuschauen“, betont Böck. Die behördliche Sperrfrist zur Vergabe endet im Dezember. Anfang Jänner werden dann die neuen Besitzer sorgfältig ausgewählt.

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